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Kolumne „Tor!“

All inclusive

Der Magdeburger Kabarettist Lars Johansen verfasst einmal im Monat für unsere Mitgliederzeitung EuW eine Kolumne über gesellschafts- und bildungspolitische Themen.

Barometer messen ja normalerweise den Luftdruck. Das deutsche Schulbarometer misst den Druck, der auf dem Lehrpersonal lastet. Und der steigt. Außer bei der Digitalisierung, denn die sieht kaum jemand als Problem. Das könnte vielleicht daran liegen, dass sie eigentlich gar nicht oder viel zu wenig stattfindet. Auch die großen Klassen stellen für die Lehrenden kein Problem dar, jedenfalls kein so großes, wie mancher denkt. Außenstehende dürften von den beiden größten Herausforderungen vielleicht überrascht sein, aber wer unterrichtet, weiß, dass es so ist. Zum einen ist es das Verhalten der Schüler*innen; fast die Hälfte der Unterrichtenden hat schon mal physische oder psychische Gewalt von und an diesen auf der eigenen Schule erlebt. Und je prekärer die Umgebung, umso mehr kommt man da in den Genuss des Erlebens. Das schlaucht und macht es nicht leicht, soziale Kompetenzen zu vermitteln. Und dann ist da noch das Problem mit dem Förderbedarf für besondere Kinder. Die ideale Schulform wäre eine, die alle inkludiert und integriert. Alle sind dafür, aber niemand von außen will sehen, was das bedeutet: Mehr Personal und bessere Ausstattung. Und habe ich schon den erhöhten Personalbedarf dafür erwähnt? Politik und Gesellschaft wollen ein Ideal, dass sie nicht bereit sind, zu finanzieren.

Was könnte helfen? In anderen Ländern ist man besser untereinander vernetzt, hier sehe ich zu viele Einzelkämpfende in das Schulgebäude hetzen. Tut euch zusammen, denn ihr habt viel mehr gemeinsam, als ihr denkt. Und bildet euch weiter. Ja, ihr seid überlastet und alles wird zu viel, aber genau darum geht es ja in der Weiterbildung: Man lernt, damit umzugehen. Bildungskonferenzen könnten helfen. Nur ein Fünftel nimmt daran teil. International ist fast die Hälfte des Personals bei so etwas dabei. Nochmal, ich sehe euren Stress, wenn ihr an mir vorbeilauft, aber nehmt euch trotzdem oder gerade deswegen die Zeit für so etwas. Zusammen ist man weniger allein und kann diese Forderungen klarer und geschlossener vortragen. Und vielleicht werdet ihr dann auch endlich mal gehört.

Aber was weiß ich schon, ich bin ja nur ein Tor.