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Niklas Röpke auf der Kundgebung am 14. Februar in Halle

„Bereits im Studium ist der Lehrberuf unattraktiv!“

Niklas Röpke vom Bundesausschuss der GEW-Studierenden hielt am 13. Februar in Magdeburg auf der Kundgebung gegen die Arbeitszeiterhöhung folgende Rede.

Ich bin Niklas vom Bundesausschuss der GEW-Studierenden und letzte Woche Dienstag stand ich mit viertausend Kolleg*innen in Berlin auf der Straße, die für bessere Arbeitsbedingungen streikten. Seit 2021 formuliert die GEW Berlin die Forderung nach einem Tarifvertrag, der die Klassengröße regelt. Ein Tarifvertrag, der die Gesundheit der Kolleg*innen schützt, und ein Tarifvertrag, der die Bildungsqualität schützt. Und gerade dieser Streik in Berlin hat mir persönlich noch einmal gezeigt, wie notwendig es ist, dieses politische Signal zu senden. Denn es wirkt! Mitte Dezember waren knapp 2.500 Kolleg*innen auf der Straße – ich sage es noch einmal: dieses Mal waren es knapp viertausend!

Auch als Lehramtsstudent kann ich diesen Unmut, der bundesweit in Anbetracht des Lehrkräftemangels aufkommt, sehr gut nachvollziehen. Nicht nur, weil die Ständige Wissenschaftliche Kommission der KMK uns Achtsamkeitstraining und Yoga als Ausgleich für die erhöhte Arbeitslast verkaufen will. Nein, auch weil die GEW bereits im Oktober 2022 ein 15-Punkte-Programm gegen den Lehrkräftemangel veröffentlicht hat. Beispielhaft zu benennen sind die Bildung multiprofessioneller Teams, der massive Ausbau von Studienplätzen, die erleichterte Anerkennung im Ausland erworbener Abschlüsse, die Bezahlung von Referendar*innen deutlich über 1.500 Euro zu heben oder die A 13 bzw. E 13 für alle voll ausgebildeten Lehrkräfte auszuzahlen.

Und diese Ideen sind nicht neu, bereits 2018 hat die GEW einen sehr ähnlichen Plan vorgelegt und trotzdem ist nichts passiert. So kann es auf keinen Fall weitergehen!

Die Dramatik: Schon während des Studiums bahnt sich die Unattraktivität des Lehrer*innen-Daseins an. Viele Studierende sind von Armut bedroht, haben keine feste Studienfinanzierung, stehen deshalb unter Dauerstress, arbeiten unter prekären Arbeitsbedingungen und kommen erst viel zu spät mit betreuten Praxiserfahrungen in Kontakt. Stattdessen werden sie aber gleichzeitig ohne fachliche Betreuung als Vertretungslehrkräfte verheizt – und das soll sogar noch weiter ausgebaut werden, folgt man der SWK! Bei Lehramtsstudiengängen mit einem Staatsexamen als Ziel erreichen sie zudem erst nach acht, neun oder zehn Semestern ihren ersten Abschluss. Bis dahin haben sie bei einem Studienabbruch nichts in den Händen. Was wir brauchen, sind bereits im Studium attraktivere Bedingungen und mehr Sicherheit!

Selbst der Vorsitzende des Bundesausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, Kai Gehring, pflichtet bei, dass nicht alles rund läuft. Er unterstützt eine große Strukturreform des BAföG, Entlastungen für Lehrkräfte und attraktive Arbeitsbedingungen. Dabei greift er sogar mehrere Forderungen des 15-Punkte-Plans der GEW auf. Woran es dennoch scheitert, ist schnell erkannt: fehlender Wille für Bildungsinvestitionen.

Die Bundesvorsitzende der GEW, Maike Finnern, sagte vor wenigen Wochen „Investitionen in Bildung sind Zukunftsinvestitionen, bei denen sich jeder Euro um ein Vielfaches rentiert.“ Deshalb braucht es ein 100-Milliarden-Programm für Bildung verbunden mit der Abschaffung des Kooperationsverbotes, damit auch der Bund Geld in dieses strukturell unterfinanzierte System stecken kann.

Ich danke euch allen, dass ihr heute hier seid und gegen diese Mehrbelastung auf die Straße geht. Wir müssen laut sein und gemeinsam in und mit der GEW für unsere Forderungen und gegen diesen falschen Weg der Landesregierung einstehen!