klar diskutiert
Bildungsministerium in der Kritik
Selbst bei objektiver Betrachtung kann niemand ernsthaft auf die Idee kommen, dass die gegenwärtigen Vorhaben aus dem Haus des Bildungsministeriums gut durchdacht sind. Das lässt sich an den folgenden Beispielen verdeutlichen:
Eignungsfeststellungsverfahren Klasse 4
Wer es lange genug im Bildungswesen Sachsen-Anhalts ausgehalten hat, der weiß, dass es schon einmal ein Eignungsverfahren für Schüler*innen der 4. Klasse gegeben hat. Das betraf Situationen, bei denen Elternwunsch und Schulempfehlung nicht übereinstimmten. Das damalige Verfahren war jedoch generalstabsmäßig durchgeplant. Es änderte allerdings auch nichts daran, dass es insgesamt bildungspolitisch betrachtet Unfug war und schließlich 2012 eingestellt wurde. Das Ziel wurde nicht erreicht.
Dagegen sind die gegenwärtigen Planungen mehr als laienhaft. Der Leitfaden vom Frühjahr stimmt inhaltlich nicht mit den gesetzlichen Änderungen vom September 2024 überein.
Formblätter sind zum notwendigen Zeitpunkt (vor den Herbstferien) nicht beschreibbar und auch nicht mit dem hoch gepriesenen BMS-Verwaltungsprogramm kompatibel. Lehrkräfte kopierten vor den Herbstferien das Formular 1c aus dem Schulverwaltungsblatt und füllten es per Hand aus. So sieht Digitalisierung 2.0 in den Schulen des Landes aus.
Den Eltern und Schüler*innen suggeriert das Ministerium eine Teilnahmepflicht am Verfahren, ohne sagen zu können, wie man diese Pflicht durchsetzen will. Dieser Punkt des Erlasses läuft genauso ins Leere wie das gesamte Verfahren.
Hinzu kommt, dass die Kommissionsmitglieder offenbar tatsächlich erst kurz vor Ultimo erfahren: Am Samstag, dem 30.11.2024 dürft ihr arbeiten. Als wenn alle nur auf den Ruf des Dienstherrn zur Wochenendarbeit warten!
Fehlende Kommunikation
In Unternehmen ist es unstrittig, dass eine direkte und unkomplizierte Gesprächskultur mitentscheidend für die Motivation von Mitarbeiter*innen ist und sich auf die Durchsetzung der Unternehmensziele positiv auswirkt.
Im Bildungsministerium allerdings verfährt man offenbar nach der Leitidee „Si tacuisses philosophus mansisses“. Sie schweigen sich seit Monaten aus und hoffen dabei, so der lateinische Spruch, Philosophen zu bleiben. Doch sie waren nie welche!
Es wird geschwiegen, weil die Antworten fehlen. Es wird geschwiegen, weil Zuständigkeiten unklar sind. Wie sonst kann man es erklären, dass eine Gruppe von 14 Schulleiter*innen seit Anfang Mai auf Antworten zum Eignungsverfahren wartet?
Wie sonst kann man es erklären, dass Mitglieder des Lehrerhauptpersonalrates aber auch schulfachliche Referenten auf Antworten zur Teilnahme am Eignungsverfahren warten, um dann in einer Samstagsausgabe der Volksstimme damit überrascht zu werden?
Gute Kommunikationskultur ist das nicht!
Arbeitszeiterfassung
Ja, es gibt sie, die tarifliche Erfassung der Arbeitszeit. Wo? In tausenden Unternehmen Deutschlands. Aber auch im Bildungsministerium Sachsen-Anhalt, im Landesverwaltungsamt, im Landesschulamt, im Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung und in den Staatlichen Ausbildungsseminaren. Überall dort wird Arbeitszeit erfasst. Nur nicht an den 800 Schulen des Landes Sachsen-Anhalt!
Die Kultusminister Deutschlands waren sich in dieser Frage offenbar einig – sie tun erst einmal nichts. Das kommt uns sehr bekannt vor.
Sie tun nichts, weil sie Angst vor den Ergebnissen dieser Erfassung haben. Die Verantwortlichen würden endlich sehen, wie es um die Arbeitszeit von Lehrkräften tatsächlich bestellt ist. Sie befürchten, dass sich mit der Erfassung der Arbeitszeit das Problem der miserablen Unterrichtsversorgung noch vergrößert. Sie wissen nicht, wie sie mit den Ergebnissen der Erfassung dann umgehen sollten. Doch wie kommt man dann noch der Pflicht zum Arbeits- und Gesundheitsschutz nach? Fragen über Fragen.
Stattdessen werden die Urteile des Europäischen Gerichtshofes und des Bundesarbeitsgerichtes zur Pflicht der Erfassung der Arbeitszeit der Beschäftigten an den Schulen lieber ignoriert. Ignoriert wird damit auch ein wirksamer Gesundheitsschutz.
Wie wäre es, liebe Kolleg*innen, wenn auch ihr, die ihr in Kitas, Schulen, der Sozialarbeit oder Hochschulen auf Missstände trefft, eurem Ärger Luft macht? Wir laden euch herzlichst dazu ein! Schreibt uns an klar(at)gew-lsa(dot)de.