Kolumne „(un)klare Sache“
Der Aufbruch ruft
Jürgen Köhler-Grundmann verfasst regelmäßig für unser Mitgliedermagazin „klar!“ eine Kolumne über gesellschafts- und bildungspolitische Themen.
Noch ziehen durch alle Sinne die Rhythmen von Wellen und Wind, da wird unübersehbar an die Pforten zur Bildung geschrieben: „Tor zum Aufbruch ins Unbekannte“. Kleine und Große stürmen aus der Freiheit der Ferien in die Gedankenfreiheit des Lernens, füllen Kindergärten, Schulen und Hochschulen mit ihren Hoffnungen und Problemen, mit ihrer grenzenlosen Neugier. Sie wollen ungemein mutig einen ungezähmten Stier bei den Hörnern packen … und fordern dafür Unterstützung ein, damit der sich nicht als gemütlich-raschelnder Maikäfer erweist.
„klar!“ – lautet dazu der Kommentar der Bildungsgewerkschaft, einen Aufbruch wollen wir auch. Wir brechen selber auf, wir nehmen die Bildung mit und fordern für sie einen optimalen Neubeginn. Aber bitte, an dieser Stelle behaupte jetzt niemand: „Neubeginn kenne ich sehr gut; mühelos leite ich den jeden Morgen vor dem Spiegel ein.“
Tracy Chapman singt den Impuls mit „… talking about a revolution …“; kleiner machen wir’s nicht und formulieren große Fragen: Was zeichnet gute Bildung aus? Wie kommt gute Bildung unters Volk? Was macht das Volk mit guter Bildung?
Will eine Bildungsgewerkschaft all das unter die Leute bringen, braucht sie eine durchdringende Stimme. „Es geht um die Zukunft unserer Kinder“, schreit sie, „dafür muss alles Geld ausgegeben werden, das sich auf Konten findet!“ Will eine Gewerkschaft solchen Satz auf die Tagesordnung der Bildungspolitik schreiben, muss sie Rezepte für Lösungen entwickeln, muss alle Einflussgrößen auf Bildungsziele benennen, und sie benötigt dazu zweifellos einen langen, einen sehr langen Atem.
Kaum sind diese Sätze geschrieben, schleichen sich Zweifel ein: Wie soll das in unserer ungerechten Welt gelingen? Zuerst mit der Zuversicht, einen Auftakt zu wagen, bereits die Gegenwart als ein Experiment zu betrachten, dessen Resultate wir nicht vorhersagen können – die wir aber in ethische und moralische Kategorien einordnen. Erkenntnisse werden kritisiert und durch neue ersetzt. Ein Weg zu einer Wahrheit wird gebaut, wie wir Menschen das so machen, wenn wir uns die Zeit dafür nehmen.