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Bildungsministerium untersagt Gendersternchen an Schulen

Die GEW Sachsen-Anhalt fordert die Rücknahme des Verbots

Sachsen-Anhalts Bildungsministerium hat Mitte August ein Verbot ausgesprochen, an Schulen das Gendersternchen und ähnliche Schreibweisen zu verwenden. Damit untersagt das Bildungsministerium im gesamten Schulbereich – also sowohl für den Unterricht als auch für den offiziellen Schriftverkehr – diese Art der Grammatik. Die GEW Sachsen-Anhalt fordert, dieses Verbot wieder zu entkräften.

„Unsere Schulen existieren nicht unabhängig von der Gesellschaft. Und in unserer Gesellschaft ist eben die geschlechtergerechte Sprache und Gendersensibilität ein Thema“, sagt Eva Gerth, die Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt.

Demnach gibt es Lehrkräfte, Schüler*innen und Eltern, die sich die Verwendung von gendergerechten Sprachregelungen wünschen und täglich anwenden. Unterstützt wird deren Verwendung auch durch das geltende Schulgesetz des Landes Sachsen-Anhalt, das in §1, Absatz 2, Punkt 6 regelt, dass die Schulen angehalten sind,

„den Schülerinnen und Schülern Kenntnisse, Fähigkeiten und Werthaltungen zu vermitteln, welche die Gleichachtung und Gleichberechtigung der Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Abstammung, ihrer Rasse, ihrer Behinderung, ihrer sexuellen Identität, ihrer Sprache, ihrer Heimat und Herkunft, ihrem Glauben, ihren religiösen oder politischen Anschauungen fördern, und über Möglichkeiten des Abbaus von Diskriminierungen und Benachteiligungen aufzuklären, …“

Sachsen-Anhalt hat das „Landesprogramm für Demokratie, Vielfalt und Weltoffenheit“ initiiert, an dem das Bildungsministerium beteiligt ist. Zudem gehören viele Schulen im Land inzwischen dem Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ an. Dort werden neben vielen anderen Themen auch die Frage nach Gender und sexueller Identität aufgeworfen.

„Geschlechtergerechte Sprache ist notwendig, um entsprechende Diskriminierungen abzubauen. Durch sie wird die Wertschätzung für alle Menschen deutlich, auch für diejenigen in unseren Schulen und anderen Bildungseinrichtungen, die sich eben nicht eindeutig dem männlichen oder dem weiblichen Geschlecht zuordnen. Das Thema ist auch deshalb so wichtig, weil wir als Bildungsgewerkschaft wollen, dass sich alle in unseren Schulen gut aufgehoben fühlen“, so Eva Gerth weiter.

Die GEW Sachsen-Anhalt geht davon aus, dass Lehrkräfte bei der Bewertung von Klassenarbeiten, Tests und Klausuren sehr sensibel mit dem Thema umgehen und ihre Unterrichtsmaterialien nach deren Inhalten auswählen – unabhängig davon, ob darin gegendert wird oder nicht. Und wenn Schüler*innen das Gendersternchen verwenden und sich darüber Diskussionen entfachen, dann ist das bestenfalls ein guter Anlass für ein Gespräch über die deutsche Rechtschreibung generell, über die Entwicklung von Sprache, über gesellschaftliche Einflüsse und über geschlechtliche Identitäten – insbesondere in Zeiten, in denen der Geschlechtseintrag „divers“ in offiziellen Dokumenten möglich ist.

Das Vorhaben des Bildungsministeriums, jetzt eigene Veröffentlichungen wie den Krisenordner des Landes neu aufzulegen, weil in der aktuellen Fassung gegendert wird, zeigt die ganze Absurdität dieser Debatte.

„Die Bildungsministerin sollte ihr Verbot zurücknehmen. Die Lebenswirklichkeit an den Schulen ist deutlich offener und diverser, als das Bildungsministerium glaubt. Wir wünschen uns, dass es ähnlich intensive Diskussionen und endlich konkrete Vorschläge zu den vielen anderen Problemen gibt, u. a. zu Chancengleichheit für alle Kinder, Inklusion, Lehrkräftemangel, Schulabbrüche, Sanierungsstau oder die derzeitigen Belastungen des Schulpersonals“, sagt die Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt abschließend.