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GEW-Mitglieder im Fokus

Dr. Kathleen Steller: Vielseitige Mehrkämpferin

Auch geprägt von ihren Erfahrungen in der freien Wirtschaft appelliert Kathleen Steller an den Gedanken von Solidarität und Gerechtigkeit. An der Stendaler Komarow-Sekundarschule wirkt die „Seiteneinsteigerin“ voller Leidenschaft – als Sozialkunde- und Sportlehrerin sowie als Vertrauensperson der GEW-Mitglieder.

Kathleen Steller darf sich als echte „Weltenretterin“ fühlen – jedenfalls insofern, als dass der von ihr 2019 beschrittene Weg in den Lehrerberuf über die gleichnamige Kampagne des Bildungsministeriums unseres Bundeslandes führte. Mit dem Slogan „Rette jeden Tag ein Stück der Welt – als Lehrer/in in Sachsen- Anhalt“ wurde da für den Seiteneinstieg in die pädagogische Tätigkeit geworben – was Steller unmittelbar ansprach. Das lag nicht nur daran, dass der ganz ursprüngliche Berufswunsch der heute 41-Jährigen sowieso Sportlehrerin – „so wie meine Mutti“ – gewesen war. Wegen der nach ihrem Abitur Ende der 1990er Jahre höchst ungewissen Beschäftigungsaussichten hatte sie dann allerdings die „Abzweigung“ in Richtung Sportwissenschaft, Spezialisierungsrichtung Rehabilitation und Therapie, genommen und im Anschluss an ihr Studium in Jena in Wuppertal promoviert und Lehrveranstaltungen betreut.

Der zweite Grund, auf den eigenen Ursprungswunsch der Lehrerin zurückzukommen, lag sicher auch in den teils ernüchternden Erfahrungen, die Steller nach ihrer im Zuge der Familiengründung erfolgten Rückkehr in den heimatlichen Landstrich zwischen Tangerhütte und Stendal auf zwei Jobstationen in der Privatwirtschaft gesammelt hatte. „Alles war stets dem ökonomischen Diktat unterworfen; inhaltliche Erwägungen zählten wenig bis nichts“, erklärt die sportliche Frau ihre damalige Suche nach einem Ausweg aus dieser Sackgasse. Apropos Sport: Dass ihr der Seiteneinstieg an der Stendaler Sekundarschule „Wladimir Komarow“, wo sie bis heute Sport sowie Sozialkunde unterrichtet, im Großen und Ganzen reibungslos gelang, hat definitiv damit zu tun, dass man in Kathleen Steller einer wahrhaft vielseitigen Mehrkämpferin begegnet – buchstäblich, wenn man auf ihre respektable leistungssportliche Karriere als Siebenkämpferin blickt, und im übertragenen Sinne, wenn man ihren an höchst unterschiedlichen beruflichen Stationen erworbenen Wissensund Erfahrungsschatz in den Fokus nimmt.

Kompetenzen übrigens, die der Mutter zweier neun und elf Jahre alten Söhne nicht nur im Umgang mit den ihr anvertrauten Schülern zugutekommen, sondern auch und nicht zuletzt in ihrer gewerkschaftlichen Tätigkeit: Schon wenige Monate nach ihrer Ankunft an der Komarow-Schule avancierte Kathleen Steller zur sogenannten „Vertrauensperson“ der mit ihr insgesamt acht GEW-Mitglieder im rund 25-köpfigen Kollegium. Warum sie der Gewerkschaft beitrat und sich dort einbringt? „Gerade aus der Sicht einer Berufsanfängerin betrachtet, birgt die Lehrertätigkeit eine Menge ,Fallstricke‘, über die man leicht stolpern kann. Ich fand es gut, mich diesbezüglich durch die GEW beziehungsweise deren Experten profund abgesichert zu sehen: Wenn irgendwas anliegt, ist jemand da“, hebt sie vor allem auf das „Gemeinsam sind wir stark“-Prinzip ab. „Als Einzelkämpfer verliert man sich doch nur.“

„Dieser Solidaritäts-Gedanke hat mir sofort eingeleuchtet; und offen gestanden ist es mir ein Rätsel, warum das längst nicht alle meiner Lehrerkollegen genauso sehen“, verdeutlicht Kathleen Steller. Es sei doch ganz einfach: „Wenn – sagen wir meinetwegen – 90 Prozent aller Pädagog*innen Mitglied in der GEW wären, bekäme unsere Interessenvertretung doch noch eine ganz andere Wucht und Durchsetzungsstärke – etwa in tariflichen Auseinandersetzungen“, erläutert sie. Insofern werbe sie auch aktiv um neue und weitere Mitstreiter. „Es kann zudem doch nicht sein, dass wir GEW-ler machen und tun und streiken, wie etwa im Dezember 2021 für bessere Bezahlung – und dann kommen Nichtmitglieder und beschweren sich noch, dass zu wenig herausgekommen sei“, appelliert sie an das Gerechtigkeitsempfinden. Die Erfahrungen in der freien Wirtschaft hätten ihren Blick da womöglich noch geschärft: „Da mosern dann Leute, die sich noch nie mit einem Chef beim Tauziehen um ein bisschen mehr Lohn auseinanderzusetzen brauchten. Drehen wir den Spieß doch mal rum: Wie stünden sie ganz ohne die GEW und deren Verhandlungsgeschick da?“

So leidenschaftlich Kathleen Steller als Gewerkschafterin ist, so engagiert ist sie auch in ihrem – nun also doch noch ergriffenen – Traumberuf als Lehrerin. „Jeder Tag ist anders, jeder Tag ist spannend. Und das Gefühl, einem Heranwachsenden Impulse und Prägungen mit auf den Weg geben zu können und dafür zu sorgen, dass da im Oberstübchen ,die Lampe angeht‘, verschafft mir tiefe Befriedigung“, sagt sie voller Überzeugung. Und verhehlt dennoch nicht, dass die Herausforderung an der Komarow-Schule angesichts eines überdurchschnittlich hohen Anteils an Schüler*innen mit Migrationshintergrund gewiss keine kleine sei. Anders ausgedrückt: Ein ideales Betätigungsfeld für eine vielseitige Mehrkämpferin wie sie also …