Zum Inhalt springen

Kolumne "Tor!"

Drehmomente

Der Magdeburger Kabarettist Lars Johansen verfasst einmal im Monat für unsere Mitgliederzeitung EuW eine Kolumne über gesellschafts- und bildungspolitische Themen. In diesem Monat thematisiert er den Bildungsgipfel in Berlin und die Kultusministerkonferenz.

Manchmal drehe ich beinahe durch. Nur gut, dass ich keine Drehtür bin, sonst würde ich dauernd freidrehen. Erst gab es einen Bildungsgipfel in Sachsen-Anhalt, dann in Berlin und schließlich noch die Kultusministerkonferenz. Die KMK kenne ich jetzt schon über 30 Jahre und ich bewundere ihre durchschlagende Wirkungslosigkeit. Die Reform der reformierten Reform, das nenne ich mal eine Drehtür: Immer im Kreis und immer mit viel Getöse, wie ein Kinderkarussell. Und wenn man am Schluss so nahe beieinander lag wie noch nie zuvor, wie es abschließend hieß, dann frage ich mich, in welchem Schneckentempo die sich aufeinander zubewegen. Da muss man doch irgendwann mal ankommen?!

Aber das ist eben das Kreuz, man kommt nicht an, wenn man sich immer nur im Kreis dreht. Beim Gipfel in Berlin sind nur zwei Bundesländer vertreten gewesen, weil die Bundesbildungsministerin ja strenggenommen eine Ministerin ohne Arbeitsbereich ist, denn Bildung bleibt Ländersache. Aber so kann sie immerhin kein Unheil anrichten. Viel interessanter wäre doch zu wissen, warum die anderen nicht da gewesen sind. Da gibt es eine einfache Antwort: Weil ergebnisoffen diskutiert wurde. Denn sie treffen sich normalerweise nur, um das, was ohnehin schon schriftlich als minimaler Konsens verabschiedet wurde, noch einmal mit einem eigentlich überflüssigen Treffen feierlich zu beschließen. Das hat etwas Rituelles, nur ist es leider die Bildungspolitik, die da Jahr für Jahr geopfert wird. Kann man nicht einfach mal schauen, welches Bundesland die wenigstens Schulabbrecher und die besten Schulabschlüsse hat? Und dann machen es einfach alle genau so?! Aber da sind eben immer noch viel zu viele Menschen stolz auf ihre eigene Unfähigkeit und Beratungsresistenz. Daher ändert sich auch nichts. Was nicht ganz stimmt, es gibt nach jeder KMK ein neues kleines Reförmchen.

Und es gibt eine gute Nachricht für Sachsen-Anhalt. 2029 wird im Saarland wegen der Umstellung von zwölf auf dreizehn Jahre so gut wie niemand Abitur machen. Wir können also im Ländervergleich nicht auf dem letzten Platz landen. Jede Wette, dass sich dann der, die oder das Minister auch noch damit brüsten wird. Und dann dreht sich wieder alles.

Aber was weiß ich schon, ich bin ja nur ein Tor.