Lehrkräftemangel und Demokratie im Fokus
Eindrücke von der ETUCE-Konferenz in Budva
Als Teil der GEW-Delegation nahm Stephan Münchhoff im November 2024 an der Konferenz des Europäischen Gewerkschaftskomitees für Bildung und Wissenschaft (ETUCE) – eine Regionalabteilung der Education International – in Budva, Montenegro teil.
Kolleg*innen aus dem gesamten europäischen Raum kamen an den in herbstlicher Ruhe liegenden Ferienort an Montenegros Adriaküste. Hier sprachen sie über die Zukunft des öffentlichen Bildungswesens in einem sozialen Europa. Lehrkräftemangel, ungleiche Lernvoraussetzungen der Schüler*innen, Kürzungen im Bildungsbereich, Herausforderungen durch neue Medien und Künstliche Intelligenz sowie Gefährdung der demokratischen Erziehung durch rechte Parteien – was unseren Landesverband in Sachsen-Anhalt bewegt, das steht auch bei den Gewerkschaftskolleg*innen in vielen Ländern auf der Agenda.
Unsere Vorsitzende Maike Finnern leitete die GEW-Delegation an und verwies in ihrem Redebeitrag auf unsere Erfahrungen beim Kampf gegen den Lehrkräftemangel. Trotz des engen Zeitplans und den anstehenden Wahlen für den Vorsitz und für sechs Stellvertretende blieb genug Raum für Diskussion zu den Anträgen.
Die Delegierten waren sich dabei einig, dass die Attraktivität der pädagogischen Berufe europaweit nur durch gerechtere Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen gesteigert werden kann. Menschen müssten nicht nur Wissen erwerben, sondern auch zu politischem und zivilgesellschaftlichem Engagement befähigt werden.
Die Unabhängigkeit der Gewerkschaften wird in Ländern wie der Türkei bedroht. Gegen die Versuche staatlicher und religiöser Einflussnahme sprachen sich viele Delegierte aus. Besonders die türkische Bildungsgewerkschaft „Eğitim Sen“ erhält darum seit Jahren solidarische Unterstützung durch die GEW.
In den Pausen blieb dann Zeit für Spaziergänge am Strand und durch die malerische Stadt. Die historische Altstadt mit venezianischem Charakter bildet dabei einen starken Kontrast zu den zahlreichen Hotelneubauten. Jetzt im Spätherbst schien es, als würde sich die Stadt von den Massen des Sommers erholen, wenn sich dort zehnmal so viele Tourist*innen wie Einwohner*innen aufhalten.
In seiner ehrenamtlichen Funktion als Vorsitzender der Arbeitsgruppe Auslandslehrkräfte (AGAL) in der GEW besuchte Stephan Münchhoff auch die Mittelschule „Bratstvo Jedinstvo“ des Partnerschulnetzwerks PASCH im südlich gelegenen Ort Ulcinj, nahe der Grenze zu Albanien.
Schüler*innen können dort den erweiterten Deutschunterricht besuchen und das Deutsche Sprachdiplom auf dem Niveau B2/C1 ablegen. Dieses ermöglicht ihnen ein Studium in Deutschland. Damit die Schüler*innen das Diplom erlangen, werden sie neben ihren engagierten montenegrinischen Deutschlehrer*innen durch einen aus Deutschland vermittelten Fachschaftsberater für Deutsch als Fremdsprache unterstützt.
