DIE LINKE zur überarbeiteten Eignungsfeststellung
„Es wäre für das Land fatal, wenn mehr Kinder vom Gymnasium ferngehalten werden“
Die Landtagsfraktion DIE LINKE äußerte sich am 11. April mit einer Pressemitteilung zur geänderten Schullaufbahnempfehlung.
Darin bezieht sie sich auf das Schreiben vom 27. März, welches das Bildungsministerium an die Schulleitungen der Grundschulen sandte, um über die Vorgaben für die angekündigte fokussierte Schullaufbahnberatung im 3. und 4. Schuljahrgang mitzuteilen. Demnach sollen die Beratungen für die Eltern zur Vorbereitung der Entscheidung über die nach der 4. Klasse zu wählende Schullaufbahn auf die 3. Klasse vorgezogen, erweitert und intensiviert werden; dies bedeute eine massive Steigerung des Aufwandes für die Schulen. Mit einem umfangreichen Kompetenzeinschätzungsbogen und einer neu konzipierten schriftlichen und mündlichen Überprüfung in Deutsch und Mathematik, die durch eine Eignungsfeststellungskommission ausgewertet wird, soll genauer herausgefunden werden, wer für einen gymnasialen Bildungsgang geeignet ist und wer seine schulische Bildung an einer nichtgymnasialen Schulform fortsetzen muss.
Der bildungspolitische Sprecher DER LINKEN, Thomas Lippmann, äußerte dazu in der Pressemitteilung: „Die viel zu frühe Schullaufbahnempfehlung für eine Trennung der Kinder in gymnasiale und nichtgymnasiale Bildungsgänge wird keinen Deut besser, wenn die Beratung noch früher einsetzt, noch aufwändiger betrieben wird und die Belastung für die Lehrkräfte, die Eltern und die Schüler*innen durch noch mehr Stress weiter steigt.“ Die Einordnung von Kindern im Alter von zehn Jahren in Schulformen mit einem hohen und einem geringeren Bildungsanspruch bewertet DIE LINKE als falsch und als einen „rückständigen, deutschen Sonderweg“. Die Unzufriedenheit damit, dass nicht immer die „richtigen“ Schüler*innen nach der Grundschule auf das Gymnasium wechseln und im Laufe der acht Jahre gymnasialer Bildung bis zur Klasse 12 mehr als jedes dritte Kind das vormals angestrebte Abitur nicht erreicht, liege am System der frühen Gliederung und nicht an der Qualität oder Intensität der Schullaufbahnberatung durch die Lehrkräfte.
In Schulleistungsuntersuchungen werde immer wieder nachgewiesen, dass sich die „Treffsicherheit“ der Auswahl zu diesem Zeitpunkt nicht verbessern lässt. Sie bleibt ungerecht und befördert die vielfach und zurecht beklagte Abhängigkeit des Bildungserfolgs vom sozialen Umfeld der Schüler*innen. „Sollte das Ergebnis der neuen Beratung darin bestehen, dass künftig mehr Kinder vom Gymnasium ferngehalten und in die nichtgymnasialen Schulen verwiesen werden, wäre das für das Land fatal. Sachsen-Anhalt hat schon seit vielen Jahren im bundesweiten Vergleich den geringsten Anteil an Abiturient*innen. Außerdem würde sich dadurch das Bildungsniveau insgesamt noch weiter absenken, weil dann noch viel mehr Schüler*innen die Schulen besuchen müssten, für die schon heute keine Lehrkräfte zur Verfügung stehen“, äußert Thomas Lippmann.
Warum laut der Fraktion DIE LINKE Eltern ihre Kinder nicht gern an die nichtgymnasialen Schulen geben und dort viele Lehrkräfte auch nicht arbeiten wollen, könnt ihr direkt in der Pressemitteilung nachlesen.