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Feuerwände und Bildungsbrände – ein sachsen-anhaltisches Märchen
Es ist eine Geschichte, die so absurd klingt, dass man meinen könnte, sie stamme aus der Feder der Gebrüder Grimm oder ihrer nicht begabten Cousins: Das Land Sachsen-Anhalt hat Firewalls im Wert von satten 18 Millionen Euro für Schulen angeschafft, die nun seit Jahren größtenteils ungenutzt in den Ecken verstauben. Elektroschrott im Wert von mehreren Millionen Euro – da kann man sich nur an den Kopf fassen. …
Es war einmal in einem nicht allzu fernen Land namens Sachsen-Anhalt, wo die weisen Landesfürsten beschlossen, eine magische Barriere zu errichten. Diese sollte die jungen Lernenden in ihren Schulen vor den dunklen
Mächten des Internets schützen. So wurden 18 Millionen Euro aus dem Schatzkästlein entnommen und in mächtige Firewalls investiert. Doch wie bei so manchem Zauberspruch aus alter Zeit ging auch dieser Plan gründlich schief.Die Feuerschutzwälle blieben kalt, ihre Magie ungenutzt. Sie standen da wie moderne Steinskulpturen, Zeugen einer digitalen Steinzeit. Die Jahre vergingen und die Technologie veraltete, während die Firewalls weiterhin geduldig auf ihren Einsatz warteten. Nun drohen sie zu teurem Elektroschrott zu werden – ein Denkmal der Verschwendung in einer Welt, in der Bildungseinrichtungen um jeden Cent kämpfen müssen.
Währenddessen herrscht an der ehrwürdigen Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg Katerstimmung. Hier klafft ein Loch im Geldbeutel, so groß und finster wie das Herz eines mittelalterlichen Steuereintreibers. Zwischen zehn und 17 Millionen Euro fehlen für eine angemessene Ausfinanzierung der Alma Mater. Die Lösung? Profilschärfung! Ein Begriff so scharfzüngig und gleichzeitig so stumpfsinnig, dass er selbst das stumpfeste Schwert im Arsenal der Hochschulpolitik zum Zeremonienmeister macht. Studiengänge werden gestrichen, Dozierende stehen vor dem Nichts – oder besser gesagt: vor der Arbeitsagentur. Der Standort wird für Studierende unattraktiver als ein Sommerurlaub in der sibirischen Tundra. Doch keine Sorge, es ist ja nur eine „Profilschärfung“, fast so als würde man einem Patienten mit gebrochenem Bein statt eines Gipses einen neuen Haarschnitt verpassen.
Man stelle sich vor, was hätte sein können! Die 18 Millionen Euro für ungenutzte Firewalls hätten vielleicht nicht alle Probleme gelöst, aber sie hätten zumindest einen Funken Hoffnung in die düsteren Gemäuer der Universität bringen können. Bücher hätten gekauft, Labore ausgestattet und vielleicht sogar einige Stellen gerettet werden können. Doch stattdessen sitzt man nun da: Auf der einen Seite ein Haufen nutzloser Elektronik, auf der anderen Seite eine Bildungseinrichtung im Sparmodus. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass das Feuer der Wissenschaft langsam erlischt, während die Feuerwände ohne Flammen dastehen.
So endet dieses Märchen mit einem Appell an die Vernunft: Liebe Entscheidungsträger*innen von Sachsen-Anhalt, lasst uns doch bitte das nächste Mal das Geld dort investieren, wo es wirklich brennt – in der Bildung unserer Jugend und nicht in den Lagerräumen voller ungenutzter Technik. Denn am Ende des Tages sind es nicht die Firewalls, die unsere Zukunft sichern werden, sondern gut ausgebildete Köpfe mit Feuer im Herzen und Wissen im Gepäck.
06108 Halle (Saale)