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Kita-Krise in Sachsen-Anhalt

Frühkindliche Bildung darf nicht aufs Spiel gesetzt werden!

Sachsen-Anhalt steht vor tiefgreifenden Herausforderungen im Bereich der frühkindlichen Bildung: Sinkende Geburtenzahlen gefährden die bisher gut ausgebaute Kita-Infrastruktur. Dabei ist die Ausgangslage im bundesweiten Vergleich günstig, denn in anderen Bundesländern kämpfen Träger und Kommunen mit massivem Fachkräftemangel und gravierenden Engpässen bei der Umsetzung des Rechtsanspruchs auf einen Kitaplatz. Fehlende Einrichtungen und Personal sorgen dort für echte Versorgungslücken.

Dieser Vorsprung in Sachsen-Anhalt darf nicht verspielt werden. Die gute Struktur der Kitalandschaft – insbesondere die Vielfalt der Angebote und Träger – muss gesichert und weiterentwickelt werden, bevor Rückbau und Kürzungen unumkehrbar werden. Frühkindliche Bildung braucht Stabilität, nicht Stillstand.
 

Sozialausschuss ohne Signal – Fachkräfte bleiben ohne Perspektive

Am 5. März 2025 fand eine Anhörung zu diesem Thema in der Sitzung des Sozialausschusses des Landtags Sachsen-Anhalt statt. Für die GEW Sachsen-Anhalt berichtete Gewerkschaftssekretär Carsten Sievers über die unsichere Situation der Fachkräfte in unseren Kindertagesstätten. Leider zeigte sich einmal mehr, dass die dringenden Themen rund um unsere Kitas in der Landespolitik kaum Gehör finden. Die Sitzung verlief frustrierend und ohne konkrete Ergebnisse. Damit werden die Sorgen und Nöte der Kita-Träger und Erzieher*innen weiter in den Hintergrund gedrängt. Es scheint, als ob die Landespolitik die Brisanz der Lage nicht wahrhaben will oder schlicht ignoriert. Das können und wollen wir als GEW Sachsen-Anhalt nicht akzeptieren!
 

Erzieher*innen halten – Nachwuchs übernehmen

Die Arbeitsbedingungen in Kitas waren schon vor der Krise angespannt: zu wenig Zeit für Bildung, zu hohe Belastung, sehr hohe Krankenstände, zu wenig Personal und Anerkennung. Dennoch gelingt es vielen Einrichtungen, unter diesen Bedingungen beeindruckende Arbeit zu leisten – mit Blick auf Teilhabe, pädagogische Qualität und die individuellen Bedürfnisse der Kinder. Doch der Druck wächst. In den nächsten Jahren werden viele Fachkräfte in Rente gehen. Zugleich erleben wir aktuell, dass vielerorts frisch ausgebildete Kolleg*innen nicht übernommen werden, obwohl der zukünftige Personalbedarf absehbar ist.
 

Die GEW fordert deshalb:

  • Verbesserung der Fachkraft-Kind-Relation
  • Sicherung bestehender Arbeitsplätze
  • verbindliche Übernahme fertig ausgebildeter Nachwuchskräfte
  • verlässliche Personalentwicklung statt kurzfristiger Einsparungen
     

Nur so lassen sich die bestehenden Teams stärken, Versorgungsabbrüche verhindern – und nur so lässt sich die Attraktivität des Arbeitsfelds für junge Fachkräfte überhaupt erhalten.
 

Kita-Moratorium jetzt!

Um weiteren Schaden abzuwenden, fordert die GEW Sachsen-Anhalt ein sofortiges Kita-Moratorium: Keine Schließungen, keine Stellenstreichungen, keine Abwertung des Arbeitsfelds – bis eine tragfähige Strategie zur Zukunft der frühkindlichen Bildung vorliegt. Die politisch Verantwortlichen – insbesondere das Land – sind jetzt gefordert. Zwar liegt die Finanzierung in einem Zusammenspiel von Land, Kommunen und Eltern. Doch das Land setzt den Rahmen – und trägt die bildungspolitische Hauptverantwortung.
 

Frühkindliche Bildung ist demokratische Grundlage

Kita-Arbeit ist mehr als bloße Betreuung. Frühkindliche Bildung ist die erste Etappe im Bildungssystem und steht für Teilhabe, Chancengerechtigkeit und Persönlichkeitsentwicklung. Kinder müssen hier Beteiligung, Sprache, soziale Erfahrungen und demokratische Werte erleben dürfen. Dafür braucht es gut ausgebildetes Personal, verlässliche Strukturen und politische Rückendeckung.
 

Mitgestalten statt abwarten: GEW-Mitgliedschaft nutzen

Aktuell berichten uns viele Beschäftigte von großen Unsicherheiten: drohende Versetzungen, Nichtübernahmen befristet Beschäftigter, Kündigungen und unklare Perspektiven. Wir sind in
dieser Situation ein verlässlicher Anlaufpunkt – mit Beratung, Rechtsschutz und politischem Engagement. Doch klar ist auch: Eine Gewerkschaft ist nicht nur Dienstleisterin, sondern eine solidarische Gemeinschaft. Unsere Stärke lebt vom Mitmachen. Nur wenn sich unsere Mitglieder aktiv einbringen – in Betriebs- und Personalräten, in Tarifkommissionen oder durch Beteiligung vor Ort –, können wir gemeinsam wirksame Lösungen durchsetzen. Oberste Priorität müssen haben:

  • Mitbestimmung nutzen: Eure Betriebs- und Personalräte haben bei Versetzungen, Kündigungen oder organisatorischen Veränderungen ein gesetzlich verankertes Mitbestimmungsrecht. Sie sollten von euch frühzeitig einbezogen und gestärkt werden.
  • GEW kontaktieren: Die GEW steht ihren Mitgliedern mit rechtlichem Beistand zur Seite. Im Fall arbeitsrechtlicher Konflikte – etwa bei vollzogenen oder drohenden Kündigungen – könnt ihr den gewerkschaftlichen Rechtsschutz in Anspruch nehmen.
  • Nicht isolieren lassen: Solidarität ist unsere Stärke. Beschäftigte sollten sich miteinander vernetzen, den Austausch suchen und gemeinsam mit uns und den Interessenvertretungen vor Ort aktiv werden. Die aktuelle Situation erfordert Klarheit, Zusammenhalt und Durchhaltevermögen – für all das stehen wir als Bildungsgewerkschaft. Die GEW Sachsen-Anhalt bleibt eure Ansprechpartnerin und Interessenvertretung in dieser herausfordernden Zeit.
Kontakt
Carsten Sievers
Gewerkschaftssekretär für Jugendhilfe und Soziale Arbeit
Adresse Markgrafenstraße 6
39114 Magdeburg
Telefon:  0391 735 54 41
Mobil:  0151 70610602