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Impulsjahr für aktive Schüler*innenvertretungen

Für mehr demokratische Teilhabe an den Schulen

Die Vereine „Schule ein Gesicht geben e. V.“, „freistil – Jugend engagiert in Sachsen-Anhalt“ und die Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt haben ein Impulsjahr für aktive Schüler*innenvertretungen initiiert.

Foto: MaiksArt

„Die gelebte Demokratie muss ein grundlegendes Qualitätsmerkmal unserer Schule sein“ heißt es im Beschluss der Kultusministerkonferenz des Jahres 2018. Formuliert wird dort der bildungspolitische Auftrag, Schüler*innen echte Lerngelegenheiten für demokratische Prozesse zu ermöglichen. Die Schülervertretung (SV) ist laut Schulgesetz die Interessenvertretung der Schüler*innen und damit das Gremium, innerhalb dessen sich die Schüler*innen für die Veränderung der Schule nach ihren Interessen einsetzen und Selbstwirksamkeit erfahren können. Durch die Wahl von Schülersprecher*innen werden zudem zahlreiche Anlässe für erste politische Meinungsbildungsprozesse geboten und ein Grundverständnis einer repräsentativen Demokratie und ihrer Wahlen vermittelt. In der Theorie ist die Schülervertretung folglich der zentrale Baustein für Demokratie-Lernen an der Schule, der sogar gesetzlich verankert ist und damit eine besondere Wichtigkeit verliehen bekommt. Tatsächlich sieht die Realität der demokratischen Teilhabe von Schüler*innen an Schulen in Sachsen-Anhalt eher durchwachsen aus. Nicht zuletzt Corona hat dafür gesorgt, dass etablierte Prozesse und Routinen außer Kraft gesetzt wurden. Dies ist vor dem Hintergrund enttäuschter oder versäumter Demokratieerfahrungen problematisch, da die Gefahr besteht, dass Schüler*innen anstelle von Anerkennung und Selbstwirksamkeit eher Frust, Enttäuschung und Verdrossenheit mit Demokratie verknüpfen.

Vor dem Hintergrund dieser Problemlage haben die Vereine „Schule ein Gesicht geben e. V.“, „freistil – Jugend engagiert in Sachsen-Anhalt“ und die Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt ein Impulsjahr für aktive Schüler*innenvertretungen initiiert und sind hierzu auch mit dem Landesschülerrat Sachsen-Anhalt in engem Austausch.
 

Welche Ziele verfolgt das Impulsjahr?

 Ziele des Impulsjahres sind,

  • die im Themenfeld aktiven Trägerorganisationen in Sachsen-Anhalt miteinander bekannt zu machen, stärker zu vernetzen und Synergien zu identifizieren,
  • eine Kurzstudie zur Situation der Schüler*innenvertretungsarbeit in Sachsen-Anhalt zu erstellen, ihre Ergebnisse bekannt zu machen sowie in einem Fachgespräch mit relevanten Akteur*innen in Sachsen-Anhalt zu diskutieren und
  • Weiterbildungsangebote für Betreuer*innen von Schüler*innenvertretungsarbeit und für Schüler*innen zu etablieren und in diesem Rahmen erprobte und neue Materialien vorzustellen, mit denen selbstständig gearbeitet werden kann.

Insgesamt 20 Trägerorganisationen aus ganz Sachsen-Anhalt begleiten und bilden die Schüler*innenvetretungen fort. Grundlage für die Arbeit sind die Ergebnisse der Kurzstudie „Zur Situation der Schüler*innenvertretungsarbeit in Sachsen-Anhalt“.
 

Zur Studie

Um einen Status quo der Mitbestimmung von Schüler*innen an Schulen Sachsen-Anhalts zu erheben sowie tiefer zu verstehen, welchen Stellenwert Schüler*innenbeteiligung hat und wie sie in der Praxis funktioniert, wurden für die Kurzstudie 15 Schulen mittels qualitativer Interviews und eines ergänzenden Fragebogens befragt. Dabei wurden in der Auswertung insbesondere beobachtete Defizite und die geäußerten Bedarfe und Wünsche der SV-Begleitungen fokussiert. Ziel der Studie war es, herauszuarbeiten, was gebraucht wird, um das volle Potential von Schülervertretungsarbeit auszuschöpfen und im Schulalltag tatsächlich umzusetzen. Die Antworten machen deutlich, dass es in Sachsen-Anhalt auf der rechtlichen und politischen Ebene, aber auch auf der Ebene der individuellen Haltung zu Demokratie an Schulen noch viel Handlungsbedarf gibt.

Im Sinne einer echten Teilhabe von Schüler*innen an ihrer Bildungseinrichtung, Erfahrungen der Selbstwirksamkeit im demokratischen Engagement und einer Demokratie geübten nächsten Generation müssen Erwachsene entsprechende Rahmenbedingungen auf allen Ebenen ermöglichen. Zudem sind Änderungen, das zeigt die Studie ebenfalls, zum Teil mit wenig Aufwand in den Schulen umsetzbar (die Studie ist unter diesem Link zu finden).


Wie weiter im Impulsjahr?

Derzeit ist ein Fortführungstreffen für die Trägerorganisationen geplant. Zudem werden die Ergebnisse der Studie im Rahmen eines politischen Fachgesprächs mit Politiker*innen, mit dem Landesschülerrat und Trägerorganisationen am 26. Juni in Magdeburg diskutiert. Weiterhin ist die Planung von Weiterbildungsmöglichkeiten für SV-Begleitungen als auch für Schüler*innenvertretungen selbst derzeit in Arbeit. Für Interessierte besteht die Möglichkeit, sich über die Mail-Adresse veranstaltung(at)boell-sachsen-anhalt(dot)de in den Impulsjahr-Verteiler eintragen zu lassen und über alle aktuellen Veranstaltungen und Termine informiert zu bleiben.