Gesundheitsprävention ist für die ganze Schule wichtig
Trotz zunehmender Belastungen am Arbeitsplatz Schule gesund zu bleiben, muss allen ein wichtiges Anliegen sein – dem Arbeitgeber Bildungsministerium, den Schulleitungen und jeder einzelnen pädagogischen Fachkraft. Diese Einsicht hatte sich nach langem Ringen schließlich mit der Durchführung eines jährlichen Präventionstages in der Unterrichtszeit durchgesetzt.
Doch noch bevor die Umsetzung richtig in Gang kommen konnte, wurde im Landtag eine Debatte über den Präventionstag angezettelt, mit der die AfD erreichen wollte, dass er nur noch in den Ferien stattfinden darf. Auf Antrag der Koalitionsfraktionen wurde dann beschlossen, dass der Präventionstag an einem Schultag oder an einem unterrichtsfreien Tag stattfinden kann, wobei die aktuelle Unterrichtsversorgung und Lehrkräftebelastung abwägend in den Blick genommen werden soll.
Im Klartext heißt das: Schulen mit guter Lehrkräfteversorgung können für die Prävention auch weiter einen Unterrichtstag nutzen, wer hingegen schlecht versorgt und dadurch ohnehin schon besonders stark belastet ist, soll sich in den Ferien mit Prävention beschäftigen. Dass es besonders für Grund- und Förderschulen ohnehin ungeklärt ist, wie der Präventionstag in der Unterrichtszeit durchgeführt werden kann, wenn die Betreuung der Schüler*innen nicht gesichert ist, interessiert bisher ohnehin niemanden.
Offenbar glaubt eine Mehrheit unter den Abgeordneten, dass sich die Unterrichtsversorgung verbessern lässt, wenn man die Lehrkräfte in den Schulen immer weiter belastet und ausquetscht. Das war so, als die Altersermäßigung gestrichen wurde, das war so bei der Anordnung der zusätzlichen Vorgriffstunde und das setzt sich auch beim Präventionstag fort.
Mit solchen Maßnahmen lässt sich die Unterrichtsversorgung aber nicht retten, weil am Ende nicht mehr, sondern immer weniger Unterricht erteilt wird. Denn die Lehrkräfte können diese Lasten nicht einfach wegtragen. Sie werden noch häufiger und noch länger krank, sie scheiden noch häufiger und frühzeitiger aus dem Schuldienst aus und das alles schreckt auch Lehrkräfte ab, die neu zu uns kommen wollen.
Die Zahl der Langzeiterkrankten ist im laufenden Schuljahr um mehr als 100 auf einen neuen Rekordwert von über 500 betroffenen Lehrkräften gesprungen, das sind inzwischen fast vier Prozent der in den Schulen einsetzbaren Lehrkräfte. Im letzten Schuljahr ist darüber hinaus der Unterrichtsausfall durch die Krankheit von Lehrkräften ebenfalls auf einen neuen Rekordwert von inzwischen über acht Prozent gestiegen.
Ein Tag Unterrichtsausfall, das ist ungefähr so viel, wie allein die Zunahme der Krankheitstage vom vorletzten zum letzten Schuljahr ausmacht (0,5 Prozent). Wenn sich also durch den gemeinsamen Präventionstag an einer Schule nur verhindern ließe, dass die Krankheitstage noch weiter ansteigen oder sogar eine Senkung des Krankenstandes erreicht werden könnte, dann ist dieser Unterrichtsverlust bereits vollständig ausgeglichen. Es bleibt also zu hoffen, dass die Schulleitungen, die Schulpersonalräte und die Gesamtkonferenzen klug genug sind, den Präventionstag nicht in die Ferien zu legen und seine Wirkung dadurch zu reduzieren.