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Kolumne "Tor!"

Hunde, Katzen und Kampagnen

Der Magdeburger Kabarettist Lars Johansen verfasst einmal im Monat für unsere Mitgliederzeitung EuW eine Kolumne über gesellschafts- und bildungspolitische Themen.

Es mangelt an Lehrpersonal. Ein Job für die Bildungsministerin, welche sich zusammen mit einer Werbeagentur in die Spur begeben hat. Knapp 5.000 Euro wurden vom Ministerium für eine Postkartenaktion ausgegeben, mit der man Schüler für ein Lehramtsstudium begeistern will. Und natürlich gab es mal wieder Ärger. Denn so richtig lustig fanden es viele Menschen nicht unbedingt. Und auch die Politik lachte nicht drauflos, sondern hatte Fragen. Die betrafen vor allem einen Hund, der auf einer der Postkarten fotorealistischen Sex mit einer traurig aussehenden Katze hatte. AfD, Grüne und Linke waren sich tatsächlich in der Ablehnung einig. Und auch die SPD zeigte sich nicht beglückt. Schon die Kampagne „Weltenretter“ mit großer Werbung auf Linienbussen in fünf Regionen vermochte nicht so richtig zu zünden, wobei mir der Spruch „Volle Lehrkraft voraus!“ sehr gut gefallen hat. Vielleicht warnt er Schüler oder sogar den Busfahrer selber vor alkoholisiertem Lehrpersonal, das vergeblich versucht, sich die Arbeitsbedingungen schön zu saufen. Es ist eigentlich egal, ob es mir oder irgendwelchen Parteien gefällt. Wichtig ist, dass man im Gespräch bleibt, und das ist unzweifelhaft gelungen. Wenn jetzt noch junge Menschen darauf anspringen, dann ist alles gut. Aber lesen diese Werbung auf Bussen? Oder Postkarten, die in Kneipen und Cafés verteilt werden? Wir haben 2024 und da funktioniert bei der jungen Generation vielleicht eher TikTok. So gesehen ist die Kampagne ehrlich, denn sie ist genauso altmodisch wie die Vorstellung des Ministeriums vom Lehrberuf. Der Humor wirkt aus der Zeit gefallen und der „lustige“ Spruch „Relativ geiler Job“ mit einer schlechten KI-generierten Einstein-Karikatur passt ebenfalls. Vor dreißig Jahren möglicherweise ein Brüller, heute geben die ollen Kamellen ein realistisches Berufsbild ab: Denn so wie es ist, ist es nur relativ „geil“, also eigentlich nicht. Aber nachher können alle sagen, dass sie es doch versucht haben. Oder, wie schon der olle Ovid wusste: „Wenn auch die Kräfte fehlen, so ist doch der Wille zu loben“. Nur das halt niemand was zu wollen scheint. Außer der Hund die Katze.
Aber was weiß ich schon, ich bin ja nur ein Tor.

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Redaktion der Mitgliederzeitung EuW
Leitung: Christiane Rex