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Kolumne "Tor!"

Intel und Ligenz

Der Magdeburger Kabarettist Lars Johansen verfasst einmal im Monat für unsere Mitgliederzeitung EuW eine Kolumne über gesellschafts- und bildungspolitische Themen. In diesem Monat thematisiert er die enormen Subventionen an Intel und die fehlende Unterstützung für unser Bildungssystem.

Hurra, rechtzeitig zum Beginn der großen Ferien ist es heraus: Intel kommt tatsächlich. Und klar wären die knapp drei Milliarden Euro, welche als Subventionen auf die etwa sieben Milliarden, die ohnehin schon vorgesehen waren, noch einmal draufgelegt wurden, in der Bildung besser angelegt gewesen. Aber da wären sie sowieso niemals hingeflossen, denn dann hätten wir ja ein funktionierendes Bildungssystem, welches dafür sorgen würde, dass wir nicht über Fachkräftemangel klagen müssten. Und eine bestimmte Partei, die mit populistischen Phrasen nach Wählern fischt, sähe in den Umfragen auch kleiner aus.

Aber da mittlerweile alle Parteien im trüben Populismus fischen, kann keiner wollen, dass die Bildung gut dasteht. Und obendrein wird schon einmal unter der Hand einem Schuldirektor eine Stelle im Bildungsministerium versprochen, auf der er sich um Intel kümmern soll. Das ist natürlich illegal, fliegt auf, kostet einen Staatssekretär seinen Posten und, da der nunmehr abgewiesene Schuldirektor klagt, bleibt die Stelle vakant, was ungeheuer hilfreich ist, wenn es schnell gehen soll. Die Schule will ihren alten Direktor auch nicht zurück und so haben diese seltsamen und definitiv illegalen Aktivitäten massive Auswirkungen. Nicht zuletzt auch auf das Vertrauen von Intel, dass das Land sich um Fachkräfte kümmern könnte. Denn so langsam wie hierzulande prozessiert wird, wird das Werk wohl schon lange stehen, ehe sich etwas im Ministerium regt. Und dann ist es, wie immer, zu spät.

Wenn das Ministerium ein Schüler wäre, dann hätte er bei den ständigen Verspätungen schon mehrere Verweise bekommen und die Eltern wären Stammgäste in der Schule. Aber wer sind eigentlich die Eltern eines Ministeriums? Ist der Hasi der Vati und kann er wegen Vernachlässigung des Kindswohls verklagt werden? Oder ist die Ministerin die Mutti und es fehlt ihr eben an Muttivation? Ich weiß, das Wort gibt es nicht, aber viele Schüler würden es wahrscheinlich genau so schreiben. Und spätestens da wird klar, dass etwas nicht stimmt. Aber egal, jetzt sind erstmal Ferien und wenn alle urlaubsreif aus diesen zurückkehren, dann können wir ja langsam damit anfangen, irgendetwas zu tun.

Aber was weiß ich schon, ich bin ja nur ein Tor. ...

 

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Redaktion der Mitgliederzeitung EuW
Leitung: Christiane Rex