Digitalisierung der Bildung
Jubel oder Zweifel? Chance oder Risiko? Bereicherung oder Verarmung?
Sachsen-Anhalts Digitalministerin Lydia Hüskens (FDP) sieht die Digitalisierung der Bildung als Chance zur Bekämpfung des Fachkräftemangels: „Wir müssen uns davon verabschieden, dass wir in der nahen Zukunft immer hinreichend Lehrer vor jeder Klasse haben. Ich sehe das schon als eine Möglichkeit, die Situation zu überbrücken, bis genügend junge Lehrer ausgebildet sind.“
Im Podcast „Digital leben“ von MDR Sachsen- Anhalt war sie anlässlich der neuen Digitalstrategie, die unsere Landesregierung im September 2023 veröffentlichte, zu Gast. Auch für dünn besiedelte Gebiete, in denen Schüler*innen weite Wege zur Schule zurücklegen müssen, sowie für die Vertretung von Unterrichtsstunden erkrankter Lehrkräfte sieht Hüskens digitale Angebote als gute Alternative. Sie wünscht sich die Verankerung von digitaler Bildung in der Lehrkräfteausbildung und die Lehre eines digitalen Grundverständnisses in den Schulen. „Wir wollen uns 2030 daran messen lassen, ob die Lehrkräfte und Pädagogen in den Einrichtungen über die notwendigen Kompetenzen verfügen, digitale Lehr- und Lernangebote zu entwickeln und umzusetzen“, heißt es dazu beispielsweise in der Digitalstrategie zum Themenfeld 15 „Lebenslange Bildung im digitalen Zeitalter“.
Doch wie sollen die dort formulierten Ziele umgesetzt und gemessen werden? 2030 ist schon bald und die bisherigen Digitalisierungsprojekte von Bund und Ländern brauchten oft viele Jahre bis zur konkreten Planung und Umsetzung, allein die Ausarbeitung dieser Digitalstrategie dauerte zwei Jahre. Dazu kommt die schwammige Formulierung der „messbaren Ziele“, die so nicht wirklich messbar sind. Ziele formulieren und umsetzen sind immer noch zwei verschiedene Paar Schuhe.
Auffällig ist außerdem, dass das Thema Künstliche Intelligenz (KI) in der Digitalstrategie kaum berücksichtigt und gerade im Zusammenhang mit digitaler Bildung überhaupt nicht genannt wird, obwohl KI-Technologien und -Anwendungen in unserem Alltag und damit zwangsläufig auch in unseren Bildungseinrichtungen einen immer größeren Raum einnehmen. Schließlich dürfen Lehrkräfte seit November 2023 offiziell auch ChatGPT für ihren Unterricht nutzen – jedenfalls den über den Bildungsserver eingerichteten Chatbot und nach einer entsprechenden Fortbildung.
Da liegt es wohl einmal mehr an uns, Wege im Umgang mit und im Einsatz von KI zu finden.
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