Kolumne „(un)klare Sache“
Kriegstüchtigkeit? Friedensfähigkeit!
Jürgen Köhler-Grundmann verfasst regelmäßig für unser Mitgliedermagazin „klar!“ eine Kolumne über gesellschafts- und bildungspolitische Themen.
Wenn ich jemals auf die Idee käme, eine Waffenschmiede gründen zu wollen, so würde mir staatliche Hilfe zuteil – verkündeten neulich einige Medien. Von Bürokratieabbau war die Rede … vom eilfertigen Beseitigen diverser Hindernisse – schnell könnte ich Kanonenrohre stapeln.
Wenn ich hingegen eine Friedenspfeife schnitzen möchte, sofort erschien ein knallrotes Schild: „Rauchen verboten“. Klar, es geht um Gesundheit, zugleich auch um Geborgenheit. Fragen könnte ich mich, ob ich eine Karriere als Friedenspfeifen bastelnden Influencer hinkriege.
Erst mal stille Augenblicke mit einer Marzipankartoffel genießen … und währenddessen an eine politische Erleuchtung glauben, die längere Zeit erstrahlt. Fast fürchte ich mich davor, an dieser Stelle den Begriff „Zukunft“ mit der Floskel „Alles wird gut“ einzubauen; mir scheint, der könnte einiges von seiner Zauberkraft verloren haben: Vor einer Reihe von Monaten stellte ein für manches, auch für Waffen zuständiger Bundesminister seine Idee für übermorgen und für ‚ich weiß nicht wann’ vor – die nannte er „Kriegstüchtigkeit“. Sollte dieser Regierungsmann das den Kindern präsentieren, fänden die in ihrer Playlist als musikalische Kontraposition möglicherweise „… War, what is it good for? Absolutely nothing …“ (Edwin Starr, Frankie Goes to Hollywood) oder „… give peace a chance …” (Lennon & McCartney).
Dann aber schlössen sie gewiss die Frage an: „Wo bleibt das Ministerium für Friedensfähigkeit?“ Vermutlich wäre ein solches Haus kaum in der Lage, Gewissheiten in ungewisser Zeit vorzulegen; für Orientierungen hingegen wäre es allemal gut. Die könnten dazu führen, dass sich die Kinder voller Neugier in eine Rakete setzen möchten, um ihren blauen Planeten zu umrunden und als überaus verletzliche Murmel zu erkennen. Klar, die dafür nötigen Fahrkarten sind rar … und die für Schule zuständige Landesministerin verweist darauf: „Wir müssen die Schule mit den Ressourcen planen, die wir haben.“ Da aber tritt die Bildung selbst an die Seite der Kinder und verlangt deutlich höhere Investitionen in Schulen als bisher. Und wenn schon kein Unterricht in einer Rakete, dann wenigstens ein Ausflug zu einem der vielen Bismarcktürme im Land, um von hoch oben der friedlichen Natur ins Auge zu schauen. Solche Begegnung ist anstrengend, wie beinah jede heutzutage: Aus gegenseitiger Achtung sollte hierbei Verständnis füreinander erwachsen. Sympathie für das Gegenüber wäre hilfreich, ebenso ein gemeinsames Interesse da-ran, das Miteinander bestens zu gestalten. Nicht ganz leicht, doch es kann uns gelingen … „Der Mensch ist gut“ (Leonhard Frank). Ein Zuviel an Optimismus? Nein, behaupte ich und gönne mir noch eine zweite Marzipankartoffel.