Hoch mit der Bildung, runter mit der Arbeitszeit
Lehrkräfte vereint gegen die Vorgriffstunde
Die GEW Sachsen-Anhalt hatte alle Lehrkräfte am 13. und 14. Februar zu zwei Kundgebungen gegen die beim „Bildungsgipfel“ beschlossene Arbeitszeiterhöhung der Lehrkräfte aufgerufen. Eindrücke von den beiden Kundgebungen gibt es hier.
Am 19. Januar hatte Ministerpräsident Reiner Haseloff Gewerkschaften und Verbände in die Staatskanzlei zum sogenannten Bildungsgipfel geladen. Dieser sollte Lösungsvorschläge für die bestehende Überlastungssituation der Lehrer*innen und die damit einhergehende mangelhafte Unterrichtsversorgung an den Schulen in Sachsen-Anhalt bringen. Dabei verkündete der Ministerpräsident gutsherrenartig, dass für alle Lehrer*innen eine zusätzliche Arbeitsstunde pro Woche verordnet werde. Hinter dem dabei verwendeten euphemistischen Begriff „Vorgiffsstunde“ verbirgt sich eine reale Arbeitszeiterhöhung von zwei zusätzlichen Stunden, da bei einer Erhöhung der Stundenzahl in der Schule auch eine Erhöhung der Vor- und Nachbereitung dieser Stunde mit eingerechnet werden muss.
Die Regelungen treten voraussichtlich schon ab März flächendeckend in Kraft und werden alle im Schuldienst tätigen Lehrkräfte ereilen. Aus diesem Grund hatte die GEW ihre Mitglieder und alle Lehrer*innen im Schuldienst von Sachsen-Anhalt unter dem Motto „Hoch mit der Bildung, runter mit der Arbeitszeit“ zu Demonstrationen gegen diese einseitigen und nicht zielführenden Maßnahmen am 13. Februar nach Magdeburg und 14. Februar nach Halle aufgerufen. Diesem Aufruf waren etwa 4.000 Kolleg*innen an beiden Tagen gefolgt.
Eindrücke der Kundgebung in Magdeburg
Zunächst nahmen am Montag, dem 13. Februar, auf dem Magdeburger Domplatz ca. 2.500 Lehrkräfte aus Sachsen-Anhalts Norden an den Kundgebungen gegen die Arbeitszeiterhöhung teil. Lautstark demonstrierten sie gegen die widersinnige „Maßnahme“ der Landesregierung. Außerdem war die noch immer nicht erfolgte Anpassung der Vergütung der Grundschullehrer*innen an das Lohnniveau der anderen Schulformen ein großes Thema auf der Kundgebung. Die Redner*innen drückten allesamt aus, dass unser Bundesland immer mehr an Attraktivität für junge Lehrer*innen verliert.
Die Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt Eva Gerth sprach zuerst in einer feurigen Rede zum Publikum, die endlich Entlastung für die Lehrkräfte an den Schulen forderte. Danach folgten Josefine Elzner (Sprecherin junge GEW Sachsen-Anhalt und Niklas Röpke (Sprecher der GEW-Studierende auf Bundesebene) mit ihren Reden. Weitere Wortbeiträge gab es von Torsten Wahl (Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung), Ingo Doßmann (Vorstand Allgemeinbildende Schulen der GEW Sachsen-Anhalt), Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNEN), Mitglied des Bundestags Martin Kröber (Gewerkschaftssekretär bei der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG) sowie Thomas Lippmann, Bildungspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE im Landtag Sachsen-Anhalt.
Eindrücke der Kundgebung in Halle
Am zweiten Kundgebungstag am 14. Februar kamen 1.500 Lehrkräfte aus dem Süden des Landes auf dem halleschen Marktplatz zusammen, um vereint gegen die Vorgriffstunde zu protestieren. Durch das Programm führte Stefan Hofmann, Vorstandsmitglied der GEW Sachsen-Anhalt und Lehrer an einer Schule in Wernigerode. Malte Gerken, stellvertretender Vorsitzender der GEW Sachsen-Anhalt und Berufsschullehrer in Halle, leitete mit durch das Programm. In seiner Rede drückte er seine Fassungslosigkeit gegenüber der gescheiterten Hilfsversuche der Landesregierung aus. Weitere Redebeiträge gab es von Julius und Norman der jungen GEW sowie Ludger Thieler vom Verband Bildung und Erziehung. Allesamt brachten sie zum Ausdruck, dass die Konsequenz dieser von oben verordneten Erhöhung der Arbeitslast ist eine weitere Entwertung der geleisteten Arbeit ist. Und auch das Publikum war sich beim Jubelbeifall einig: Die bereits vorhandenen systemischen Probleme von Überalterung im Lehrberuf und Lehrkräftemangel werden sich in Zukunft noch verschärfen!
39114 Magdeburg