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Ergebnis der IGLU-Studie

Lesekompetenz von Viertklässlern in Deutschland weiter gesunken

Die letzte Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) wurde 2021 durchgeführt und nun liegen die Ergebnisse vor.

In der IGLU-Studie werden seit 20 Jahren in regelmäßiger Abfolge die Lesekompetenzen der Viertklässler*innen überprüft. Deutschland hat daran bisher fünfmal teilgenommen. An der Überprüfung 2021 haben sich 60 Staaten und einige Regionen beteiligt. Aus Deutschland waren es ca. 8900 Schülerinnen und Schüler aus ungefähr 400 Grund- und Förderschulen. In Deutschland wurden zusätzlich zu den internationalen Fragen auch noch Lesemotivation und Schulzufriedenheit überprüft.

Die Ergebnisse für Deutschland sind wieder einmal ernüchternd. Sie sind in ihrer Wirkung durchaus mit dem PISA-Schock aus dem Jahr 2000 vergleichbar.

Die mittlere Lesekompetenz der Viertklässlerinnen und Viertklässler liegt in Deutschland bei 524 Punkten. Zum Vergleich:

Jahr

Kompetenzpunkte

2001

539

2016

537

2021

524

Die Lesekompetenz ist deutlich gesunken. Damit liegt Deutschland sowohl  unter dem Mittelwert der EU-Vergleichsgruppe (527) als auch unter dem OECD-Durchschnitt (527). Weit vor Deutschland liegen z. B. Polen, Dänemark, Italien England und auch Russland.

Erschreckend ist besonders, dass 25,4 Prozent, also ein Viertel der deutschen Schülerinnen und Schüler in der vierten Klasse, den Übergang vom Lesenlernen zum Lesen, um zu lernen, nicht bewältigen.

Jahr

Mind. Kompetenzstufe III nicht erreicht

2001

17 %

2016

19 %

2021

25,4 %

Die gesellschaftliche Teilhabe der als leseschwach geltenden Schüler*innen wird damit sehr eingeschränkt sein. Ihre Zukunftschancen sind drastisch reduziert. Auch der Anteil lesestarker Schülerinnen und Schüler ist gesunken. 2016 lag er bei 11 Prozent, jetzt sind es nur noch 8,3 Prozent. Außerdem wurde festgestellt, dass die Nutzungshäufigkeit digitaler Medien im Unterricht bei uns im internationalen Vergleich gering ist.

Aber es gibt auch Gutes zu vermelden: Deutsche Viertklässler und Viertklässlerinnen haben eine gute Lesemotivation, sind mit ihrer Schule zufrieden und sehen sie als positiven Lernort.

Fazit: Zu Hause lesen deutsche Kinder mehr als der EU- oder auch der OECD-Durchschnitt; in der Schule wird aber deutlich zu wenig gelesen. Deutschland bringt es auf 141 Minuten pro Woche, der OECD-Durchschnitt liegt aber bei 205 Minuten.

Wie immer wird in der IGLU-Studie auch auf Disparitäten hingewiesen. Die sind geschlechtsspezifischer und sozialer Art, wobei die sozialen schon skandalös sind. Mädchen lesen signifikant besser als Jungen. Die Unterschiede hatten zuletzt abgenommen, sind jetzt aber wieder auf dem Niveau von 2001.

Die sozialen Unterschiede sind seit 20 Jahren gleich. Wer aus sozialökonomisch benachteiligten Familien kommt, hat in Deutschland besonders große Kompetenzrückstände beim Lesen. Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund, die zu Hause wenig Deutsch sprechen, haben in Deutschland auch größere Rückstände als im Durchschnitt der anderen Länder.

Ein deutsches Phänomen ist die von Lehrkräften erteilte Gymnasialpräferenz für Viertklässlerinnen und Viertklässler in Bezug auf die Lesekompetenz. Ein Kind mit Eltern aus einer niederen Berufsklasse (z. B. un- oder angelernte Arbeiter*innen) muss viel besser lesen können (575 Kompetenzpunkte) als ein Kind von Eltern einer oberen Berufsgruppe. Dort reichen im Schnitt 510 Kompetenzpunkte für eine Gymnasialempfehlung.

 

Kontakt
Redaktion der Landeszeitung Sachsen-Anhalt
Leitung: Christiane Rex