GEW-Mitglieder im Fokus
Lotta Mertens, Mathis Diemer und Kenny-Lee Richter: Das Sprecher*innen-Trio der Jungen GEW
Mit einer umfassenden Agenda, die so facettenreich ist wie die eigenen Werdegänge, treten die drei neugewählten Sprecher*innen der Jungen GEW in Sachsen-Anhalt ihr Ehrenamt an.
Tatendurst und Einsatzfreude
Tatendurst und Einsatzfreude sind bei unserem Treffen mit Lotta Mertens, Mathis Diemer und Kenny-Lee Richter, den drei neugewählten Sprecher*innen der Jungen GEW in Sachsen-Anhalt, förmlich mit Händen zu greifen – und gewiss die beste Ausgangsvoraussetzung für die Umsetzung der umfassenden Agenda, mit der die drei jungen Leute antreten.
„Zum einen betrachten wir es als unsere grundlegende Aufgabe, die Junge GEW als quasi eigene Vertretung der bis 35-jährigen Gewerkschaftsmitglieder auf- und auszubauen und dafür zu sorgen, dass sie sich auch in unserem Bundesland als ein deutlich wahrnehmbares Gremium findet“, sagt Kenny-Lee Richter. Man wolle keine Augenwischerei betreiben: „Ja, Sachen-Anhalts GEW hat ein Nachwuchsproblem“, bekennt Mathis Diemer ohne Umschweife. Genau das sei der Ansporn, daran etwas zu ändern, und wichtig, um auch in der Zukunft als Gewerkschaft durchsetzungsfähig zu bleiben. „Seitdem wir uns im März dieses Jahres erstmals ,zusammengeschaltet‘ haben, können wir eine echte Entwicklung verzeichnen: Im Zuge der von uns sowohl online als auch in Präsenz durchgeführten Stammtische, Netzwerktreffen und Infoveranstaltungen ist unsere ‚Kerngruppe‘ auf inzwischen locker 15, wenn nicht sogar 20 Mitstreiter*innen angewachsen“, freut sich Lotta Mertens und spricht die Einladung an weitere Gleichgesinnte aus, sich einzubringen.
So vielgestaltig, wie die bisherigen Lebenswege der drei Sprecher*innen verliefen, so facettenreich sind auch die thematisch-inhaltlichen Schwerpunkte, die sie bei ihrem Engagement in der Jungen GEW setzen wollen. Die 22 Jahre alte Lotta Mertens, die bis Ende August ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Magdeburger Landesgeschäftsstelle der GEW absolvierte und nun anschließend ein Kindheitspädagogik-Studium in Potsdam aufnahm, hat sich beispielsweise die Belange der studentischen Beschäftigten an den Hochschulen besonders auf die Fahnen geschrieben.
„Wir setzen uns dafür ein, dass die Mindestlaufzeit ihrer Verträge von einem auf zwei Jahre erweitert und auch eine Lösung für die regelmäßig während der Semesterferien eintretende ,Lücke‘ gefunden wird“, betont die junge Frau. Auch hinsichtlich der Verstetigung akademischer Laufbahnen, Stichwort Wissenschaftszeitvertragsgesetz, gebe es noch Verbesserungsbedarf. „Ohnehin schon nicht besonders gut entlohnt, sorgen die zumeist nur befristeten Anstellungen bei den jungen Wissenschaftler*innen fortdauernd für prekäre Verhältnisse – also weg damit“, so Mertens.
Ihrem Sprecherkollegen Kenny-Lee Richter ist die hohe Stratifizierung im Bildungswesen, sprich das frühe Aussortieren und Auftrennen in verschiedene Schulformen, ein Dorn im Auge. Für den 22-Jährigen, der heute an der Uni Magdeburg Soziologie und Politikwissenschaften studiert und zudem studentischer Mitarbeiter im Wahlkreisbüro der SPD-Landtagsabgeordneten Juliane Kleemann ist, stellt die Forderung der GEW nach mehr Gemeinschaftsschulen einen ganz zentralen Punkt dar – was auch mit seinen persönlichen Erfahrungen zu tun hat.
„Als Kind sollte ich eigentlich auf die Lernbehindertenschule, habe mich letztlich jedoch an einer Sekundarschule zu einem erfolgreichen Abschluss durchgekämpft. Und heute, nach absolvierter Ausbildung zum Erzieher, studiere ich sogar“, redet der junge Mann einer besseren Durchlässigkeit des Bildungssystems das Wort.
Auch Mathis Diemers „Herzensthema“ weist Bezüge zu dessen eigener Biographie auf. Der aus Neunkirchen im Saarland stammende Politikwissenschaftler, der nach seinem Masterabschluss über die Zwischenstation Frankfurt (Main) und eine Tätigkeit für den Internationalen Bund nach Halle kam, hat in der Saalestadt an der Gemeinschaftsschule Kastanienallee nämlich den Seiteneinstieg ins Lehramt vollzogen.
„Logisch, dass mir das Eintreten für die Anliegen der Quereinsteiger, beispielsweise hinsichtlich einer korrekten tariflichen Eingruppierung, besonders nahe ist“, sagt der heute 34-Jährige, der somit kurz vorm Erreichen der „Altersgrenze“ in Sachen Junge GEW steht. „Mein gewerkschaftliches Engagement werde ich selbstverständlich auch darüber hinaus mit unveränderter Kraft fortsetzen“, unterstreicht er lachend. „Ich habe mich schon früh ehrenamtlich betätigt – als Schülersprecher, später bei Pro Asyl und Amnesty International –; das hat mich geprägt. Schon damals in Neunkirchen, als unser jahrelanger Kampf für ein Jugend- und Kulturzentrum Erfolg hatte, wusste ich: Du kannst echt was bewegen!“