Lehrkräftebelastung
Mehr Psycholog*innen in die Schulen!
Die Föderation deutscher Psychologenvereinigungen hat sich mit einer Stellungnahme zu Wort gemeldet. Darin beklagen die Psychologinnen und Psychologen die schwindenden elementaren Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler im Lesen, Schreiben und Rechnen, den hohen Prozentsatz ohne Schulabschluss und die massive soziale Ungleichheit. Zu viele Kinder zeigen problematisches Sozialverhalten, unzureichendes Gesundheitsbewusstsein, und falschen Umgang mit Belastungen und Stress. Auch Lehrkräfte können ein Lied davon singen.
Die Corona-Pandemie hat all diese psychologischen Probleme der Schülerschaft noch verstärkt. Statistiken zeigen, dass durch die Corona-Maßnahmen psychische Auffälligkeiten um zwölf Prozent, Ängstlichkeit um 15 Prozent und Depressionen um neun Prozent zugenommen haben. Mit diesen Problemen sollen die Lehrkräfte nun auch noch fertig werden. Dabei gibt es reichlich neue Aufgaben im Lehrberuf wie die Digitalisierung, Inklusion, Migration, Ganztag, Betreuung von Seiteneinsteigern u. v. m. Nicht diese Aufgaben an sich bereiten Probleme, sondern die Tatsache, dass sie zu den anderen bisherigen „on Top“ kommen. Die jüngste sächsische Lehrerarbeitszeitstudie kommt zu dem Ergebnis: Nur noch ein Drittel ihrer Arbeitszeit können Lehrkräfte für den Unterricht aufwenden. Es ist mit großer Sicherheit in Sachsen-Anhalt nicht anders.
Eine Entlastung könnten Schulpsychologen bieten. Nach Erkenntnissen des „Deutschen Schulbarometers“ beklagen Schulleitungen, dass sie viel zu wenig auf schulpsychologische Unterstützungsangebote zugreifen können. Bereits 1973 hat die KMK eine Versorgung mit Schulpsychologen im Verhältnis von 1:5.000 empfohlen. Selbst heute, wo die Lage eine ganz andere, eher noch viel schlimmere ist, erreichen nur sieben der 16 Bundesländer dieses Ziel. Kein Bundesland hat eine bessere Relation als 1:3.000. Die Psychologenvereinigung fordert zur Bewältigung der Aufgaben ein Verhältnis von 1:1.000.
Wie sieht es damit in Sachsen-Anhalt aus? Wir haben in unseren 864 Allgemeinbildenden Schulen 208.350 Schülerinnen und Schüler. Um die sollen sich 26 Schulpsychologinnen und Schulpsychologen kümmern. Die Relation liegt bei 1:8.000. Ihr Aufgabenbereich umfasst Einzelfallarbeit wie auch systematische Beratung und Fortbildungen für Lehrkräfte. Diese Relation schrammt an Verantwortungslosigkeit grenzend am Ziel der KMK, aber erst recht am tatsächlichen Bedarf in unseren Schulen vorbei. Es ist egal, was Studien hervorbringen oder Fachverbände fordern: Sachsen-Anhalt tut in diesem Bereich nichts! Damit bleibt es bei einer exorbitant hohen Lehrkräftebelastung, unter der die Qualität des Unterrichts und auch das Privatleben der Lehrkräfte leidet. Fast 80 Prozent erwägen, zum Schutz ihrer Gesundheit früher in den Ruhestand zu gehen. Dies wiederum wird alle bestehenden Probleme in den Schulen noch weiter verstärken. Ein Teufelskreis!