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Deutsches Schulbarometer

Personalnot belastet am meisten

Im Januar 2023 hat die Robert-Bosch-Stiftung die Ergebnisse ihres „Deutschen Schulbarometers“ veröffentlicht. Für Lehrkräfte dürften keine Überraschungen dabei gewesen sein. Die für Bildung verantwortlichen Politiker*innen müssen hingegen schon arg schwerhörig sein, wenn sie immer noch nicht merken, dass in unserem Bildungsstaat etwas faul ist.

Die größte Belastung für die Schulen ergibt sich aus der inzwischen chronischen Personalnot. In 67 Prozent aller Schulen ist dies das Hauptproblem. Ungefähr die Hälfte der Schulen erklärt außerdem, dass keine Flüchtlingskinder mehr aufgenommen werden können. Bezeichnend, aber nicht neu, ist wieder einmal der auch hier nachgewiesene Zusammenhang von sozialer Benachteiligung und Bildungsmisere. Schulstandorte in sozialen Brennpunkten haben neben vielen anderen Problemen auch noch die größte Personalnot (80 Prozent)! Dr. Dagmar Wolf, Leiterin des Bereichs Bildung der Robert-Bosch-Stiftung: „Das Ziel, insbesondere sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche zu unterstützen, wurde weit verfehlt …“. Eine Lösung des Problems „Lehrkräftemangel“ ist kurzfristig nicht möglich. Die Not kann bestenfalls gelindert werden. Unterstützungskräfte in der Verwaltung zur Entlastung von bürokratischen Aufgaben, ausländische Lehrkräfte oder Seiteneinsteiger können kurzfristige Hilfen sein. Langfristig lässt sich das Problem wohl nur dadurch lösen, dass der Lehrerberuf attraktiver wird.
 

Corona mit schweren Nachwirkungen

Die Corona-Pandemie hat bei Lehrkräften und Schüler*innen tiefe Spuren hinterlassen. 35 Prozent aller Schüler*innen haben noch immer Lernrückstände. Am größten sind sie bei Schulen, die den mittleren Bildungsabschluss anbieten (42 Prozent). Aber auch an den Gymnasien ist mit 26 Prozent der Anteil noch immer viel zu hoch. Und sieht man sich die von Armut bedrohten Kinder an, sind es sogar 65 Prozent. Hinzu kommt, dass in und durch die Pandemie Konzentrationsmängel, fehlende Motivation, motorische Unruhe und auch Aggressionen deutlich zugenommen haben. Schulsozialarbeit ist jetzt nötiger denn je.

Die schwerste Last durch Corona mussten wohl die Schulleitungen tragen. Aber auch 84 Prozent der Lehrkräfte schätzen sich selbst als „stark belastet“ ein. Zwischen den Schulformen gibt es da kaum Unterschiede. Lediglich an den Beruflichen Schulen sieht es etwas günstiger aus. Lehrkräfte beklagen, dass es ohne Wochenend- und Ferienarbeit nicht zu schaffen war. Entlastungs- oder Erholungsphasen sind fast vollständig ausgefallen. Die Ergebnisse sind immer häufiger Erschöpfung, Müdigkeit, innere Unruhe und Schlafstörungen. Dies hat auch dazu geführt, dass immer mehr und auch immer jüngere Lehrerinnen und Lehrer in Teilzeit arbeiten wollen; am meisten aus der Gruppe der mit ihrem Beruf nicht mehr zufriedenen Pädagog*innen.
 

Ukrainekrieg: geflüchtete Kinder an vielen Schulen

Jede zweite Lehrkraft an deutschen Schulen hat inzwischen schon ukrainische Kinder unterrichtet. Der Großteil dieser Kinder wird ausschließlich in Regelklassen beschult (ca. 53 Prozent). Daneben gibt es noch die kombinierten Regel/Vorbereitungsklassen (ca. 31 Prozent), sowie auch reine Vorbereitungsklassen (ca. 13 Prozent). Unterricht auf Ukrainisch, Präsenzunterricht durch ukrainisches Personal oder Online-Unterricht spielt mit gerade mal einem Prozent so gut wie keine Rolle. Dabei könnten ukrainische Lehrkräfte und Übersetzer*innen unsere Schulen gut unterstützen. Allerdings müsste dazu deren Beschäftigung an unseren Schulen schnell und unbürokratisch ermöglicht werden.