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Behinderung der Lehramtsausbildung an der OvGU in Magdeburg:

Politische Fesseln, ideologische Schranken oder einfach nur Starrsinn?

Ursula Föllner, Personalratsmitglied an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, über die politische Behinderung der Lehramtsausbildung an der OvGU.

Alle wissen es: Es fehlt überall an Lehrkräften, ausgebildete Fachlehrerinnen und Fachlehrer sind „Goldstaub“, die Unterrichtsversorgung liegt im Schnitt bei 92 Prozent, was bedeutet, dass sie mitunter auch nur bei 60 Prozent liegt. Fächer werden aus dem Stundenplan gestrichen, da es kein Personal gibt, das z. B. Chemie, Musik usw. unterrichten könnte. Arbeitsgemeinschaften und Zusatzangebote für eine individuelle Persönlichkeitsförderung müssen entfallen. Wer es sich leisten kann, schickt sein Kind ins Ausland oder bezahlt Privatunterricht. 

Wir berauben ganze Jahrgänge von Kindern einer Schulzeit, wie sie die heutige Generation der hierfür Verantwortlichen noch genießen konnte. Wir berauben unsere Gesellschaft eines Entwicklungspotenzials, wie es sich nur durch eine gute Schulausbildung der nachfolgenden Generationen entfalten kann. Wir berauben jedes einzelne Kind, das diese schulische Mangelwirtschaft durchlaufen muss, seiner ihm zustehenden Startchancen ins Ausbildungs- und Berufsleben.

Eine logische Konsequenz aus diesem „Klagelied“ kann nur heißen: Wir brauchen gut ausgebildete Lehrkräfte für unsere Schulen – und wir brauchen möglichst schnell viele von ihnen. Quer- und Seiteneinstieg kann auf Dauer keine Lösung sein.

Natürlich weiß man inzwischen, dass die „Fast-Schließung“ der Lehramtsausbildung an der OvGU durch Minister Olbertz ein unverzeihlicher Fehler war. Natürlich traten die Szenarien ein, vor denen die GEW gewarnt hatte, und natürlich ist es jetzt völlig egal, ob jemand die Größe hätte, diesen Fehler einzugestehen.

Es ist aber nicht egal, dass vorsätzlich die Lehramtsausbildung an der OVGU durch die Landesregierung behindert wird. Es ist nicht egal, dass neben der Ausbildung für die Berufsschulen das allgemeinbildende Lehramt nicht in voller fachlicher Breite angeboten werden darf. Sogar ohne finanziellen Mehraufwand ließe sich ein attraktives Fächerangebot präsentieren, das die Zahl der Lehramtsstudierenden erhöhen würde: Die Verbote von Fächerkombinationen müssen weg! Weshalb muss in Magdeburg Sport mit Wirtschaft oder Technik kombiniert werden? Warum müssen potenzielle Deutschlehrerinnen und -lehrer außerdem Mathematik studieren? Was spricht dagegen, Sozialkunde und Sport oder Deutsch und Ethik zu kombinieren? Dieser Unsinn muss schnellstens beendet werden, denn hierfür gibt es keine rationale Begründung! Auf diese Weise grenzt man vorsätzlich, zum Schaden des Landes Studierwillige und spätere Lehrkräfte aus. 

Wie wäre es gar, mit etwas Mut und etwas mehr Geld die vom Land als überflüssig erachtete Ausbildung für Fächer wie Englisch, Geschichte oder Chemie an der OvGU zu etablieren? Vielleicht ließe sich sogar ein Masterabschluss für ein gemeinsames Lehramt an Sekundarschule und Gymnasium erproben?