Meinung zur Schulgesetznovelle
Schulverbünde belasten Lehrkräfte und Schüler*innen zusätzlich
Am 11. Juni veröffentlichte unser Bildungsministerium einen Entwurf zur umfassenden Schulgesetzreform. Die Novelle beinhaltet u. a. Regelungen zur Fusion von weiterführenden Schulen. Derzeit ist es bereits möglich, dass Grundschulen auf freiwilliger Basis zu sogenannten Schulverbünden fusionieren. Die Nutzung dieser Option durch die Kommunen hält sich jedoch sehr in Grenzen.
Die nun geplanten Schulverbünde an weiterführenden Schulen in Sachsen-Anhalt sehe ich mit großer Sorge. Ich befürchte, dass diese Maßnahme nicht zu einer Verbesserung der Unterrichtsversorgung oder der Situation unserer Lehrkräfte führt, sondern im Gegenteil Mehrbelastungen und Verschlechterungen im Schulalltag mit sich bringt. Im Prinzip werden durch die Fusion von Schulstandorten lediglich Schulleitungen eingespart.
Nachteile für Lehrkräfte und Schüler*innen
Ein zentraler Kritikpunkt ist die zusätzliche Belastung der Lehrkräfte, die zwischen den Standorten des Schulverbundes pendeln müssten. Dies führt zu Zeitverlust und Stress, was sich negativ auf die Qualität des Unterrichts auswirken kann. Zudem droht durch die Zusammenlegung von Schulen der Verlust von Schulprofilen und pädagogischen Konzepten, die auf die jeweiligen Bedürfnisse der Schüler*innen abgestimmt sind.
Auch die Schüler*innen könnten durch die Fusionspläne Nachteile erfahren. In vielen Fällen werden die Schulwege durch die Zusammenlegung von Schulen verlängert. Dies bedeutet für die Kinder zusätzliche Belastungen und kann zu Sicherheitsrisiken führen.
Mangelnde Beteiligung der Betroffenen
Nicht hinnehmbar ist außerdem die mangelnde Beteiligung von Eltern, Schüler*innen und Lehrkräften an den Entscheidungsprozessen. Davon zeugt allein schon die Terminierung von Veröffentlichung des Gesetzesentwurfs knapp eine Woche vor Beginn der Sommerferien sowie der Anhörungsfrist innerhalb der Sommerferien. Offensichtlich möchte die Landesregierung die Meinung von Lehrkräften, Eltern und Schüler*innen nicht hören. Doch über die Zukunft unserer Schulen darf nicht ohne diejenigen entschieden werden, die direkt davon betroffen sind. Ich fordere die Landesregierung deshalb auf, die Pläne zur Ausweitung von Schulverbünden noch einmal zu überdenken und auf eine breite Beteiligung aller Betroffenen zu setzen.
Freiwilligkeit statt Zwang
Im Namen der GEW Sachsen-Anhalt spreche ich mich dafür aus, dass die Bildung von Schulverbünden weiterhin auf freiwilliger Basis erfolgen sollte. Es darf keine Verschärfung der Schulentwicklungsplanungen geben, die Schulen zur Fusionierung zwingt. Stattdessen sollte der Fokus auf der Unterstützung und Stärkung einzelner Schulen liegen, um die bestmögliche Bildung für alle Kinder in Sachsen-Anhalt zu gewährleisten.
Die Landesregierung muss die Bedenken der Lehrkräfte, Eltern und Schüler*innen ernst nehmen. Es geht um die Zukunft unserer Schulen und die Bildung unserer Kinder. Wir dürfen hier keine Entscheidungen treffen, die zu einer Verschlechterung der Bildungsqualität führen!
39114 Magdeburg