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Eine Meinung zur Schulgesetznovelle

Steigende Mindestklassengrößen bedrohen die Bildungschancen unserer Kinder!

In einer kürzlich getroffenen Entscheidung hat die Bildungsministerin angekündigt, die Mindestgröße der Eingangsklassen in den Grundschulen der Oberzentren Magdeburg, Halle und Dessau auf 25 Kinder festzusetzen. In den übrigen Regionen Sachsen-Anhalts soll die Mindestgröße bei 15 Kindern liegen. Diese Entscheidung hat bei vielen Lehrkräften und Eltern Besorgnis ausgelöst und auch ich sehe diese Entwicklung mit einem sehr schlechten Bauchgefühl.

Die Arbeit einer Lehrkraft ist ohnehin schon anspruchsvoll, zeitaufwändig und vielfältig. Mit der Erhöhung der Klassengröße wird der Arbeitsaufwand jedoch erheblich steigen. Eine größere Klasse bedeutet nicht nur mehr Schülerinnen und Schüler, sondern auch mehr individuelle Bedürfnisse, die berücksichtigt werden müssen. Zusätzlich zu einer Unterrichtsstunde pro Woche mehr kommt nun die Belastung durch hohe Eingangsklassen. Bei 25 Kindern wird es nicht bleiben, da Kinder, die die Schuleingangsphase ausschöpfen, im Laufe des Schuljahres hinzukommen. Gerade diese Kinder benötigen oft zusätzliche und individuelle Hilfestellung, die in großen Klassen nur schwer zu leisten ist.

In den Eingangsklassen der Grundschulen sitzen Kinder mit unterschiedlichsten Lernvoraussetzungen. Manche können bereits lesen, andere sprechen kaum Deutsch und wieder andere haben noch nie einen Stift richtig gehalten oder eine Schere benutzt. Es ist jedoch der Anspruch von uns Lehrkräften, all diesen Kindern gerecht zu werden.

Die Zusammenarbeit mit Eltern ist an der Grundschule mit einem hohen zeitlichen Aufwand verbunden. In Deutschland lernen viele Kinder mit Migrationshintergrund. Diese benötigen eine noch intensivere Elternarbeit, um die Integration zu fördern. An meiner Schule führen die Lehrkräfte sehr oft Elterngespräche mit Eltern, die kein Deutsch sprechen. Begleitet werden diese Gespräche in der Regel durch einen Dolmetscher. Dauert ein Elterngespräch normalerweise etwa 30 Minuten, muss man für Elterngespräche mit Dolmetscher mindestens eine Stunde veranschlagen. Auch hier steigt somit die Arbeitsbelastung.

An vielen Schulen sind die Raumgrößen gar nicht für so große Klassen ausgelegt. Offene Unterrichtsmethoden, die für ein differenziertes Lernen wichtig sind, können nur noch eingeschränkt durchgeführt werden.

Ich verstehe, dass der Lehrkräftemangel ein großes Problem ist. Aber alle Kinder haben ein Recht auf gute Bildung und unsere Gesellschaft braucht gut ausgebildete Menschen in der Zukunft. Die Maßnahme der Erhöhung und Festschreibung einer hohen Mindestschülerzahl in Klasse eins wird die Bildungschancen unserer Kinder weiter einschränken, an der Belastbarkeit der Lehrkräfte zehren und für die Zukunft keine gute Lösung sein.

Ein Denken, nicht nur über die Zeit einer Wahlperiode, sondern langfristig und zukunftsorientiert, wünsche ich mir schon lange. So macht mir Bildung keinen Spaß mehr und ich liebe meinen Beruf eigentlich wirklich sehr. Es ist an der Zeit, dass wir uns ernsthaft Gedanken darüber machen, wie wir die Bildung unserer Kinder nachhaltig und qualitativ hochwertig gestalten können, ohne die Lehrkräfte zu überlasten.

Wenn wir nicht erkennen, dass Kinder unsere Zukunft sind und wir in ihre Bildung investieren müssen, dann macht mich das traurig und wütend.