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Weltlehrer*innentag am 5. Oktober

Steigende Schülerzahlen bedeuten weiter steigende Arbeitsbelastungen

Die Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt Eva Gerth würdigt am 5. Oktober die Lehrkräfte zum Tag des Lehrers. Die Arbeitsbelastungen müssen sinken und der Lehrkräftemangel muss endlich beseitigt werden.

Maiksart

Laut einer Pressemitteilung der Kultusministerkonferenz (KMK) wird sich die Zahl der Schülerinnen und Schüler insgesamt bis 2035 gegenüber 2021 von knapp 10,8 Mio. um 921.900 (8,6 Prozent) auf 11,7 Mio. erhöhen. Dies geht aus einem neuen Überblick über die voraussichtliche Entwicklung der Zahl der Schülerinnen und Schüler sowie der Absolventinnen und Absolventen der Schulen für den Zeitraum 2021 bis 2035 hervor, den die Kultusministerkonferenz vorgelegt hat. In den ostdeutschen Flächenländern ist zunächst ein moderater Anstieg zu erwarten. Betrug die Schülerzahl im Jahr 2021 hier noch knapp 1,48 Mio., wird sie bis zum Jahr 2027 auf 1,55 Mio. ansteigen, um dann im Jahr 2035 auf 1,45 Mio. zu sinken. In den westdeutschen Flächenländern steigt die Schülerzahl von knapp 8,5 Mio. im Jahr 2021 um 860.400 (10,2 Prozent) auf gut 9,3 Mio. im Jahr 2035 an. Weiterhin hat die KMK auf die Anfrage des Koordinierungsvorstandes der GEW in einem Zwischenbericht über die Beschäftigung ukrainischer Fach-/Lehrkräfte sowie über den zusätzlichen Bedarf der Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine ermittelt. Mit dem Stichtag 4. September 2022 hat die KMK deutschlandweit insgesamt 172.787 ukrainische Schülerinnen und Schüler an den Allgemein- und Berufsbildenden Schulen registriert, das entspricht rund 3,2 Prozent der betreffenden Altersjahrgänge der ukrainischen Bevölkerung. Demnach seien derzeit bis zu 12.500 zusätzliche Lehrkräfte nötig, um die Betreuungsrelationen an Allgemeinbildenden Schulen abzudecken.

Dramatischer Lehrkräftemangel muss beseitigt werden!

Seit Jahren warnen Gewerkschaften und Wissenschaften vor einem dramatischen Lehrkräftemangel, der auch durch eine Verrentungs- bzw. Pensionierungswelle und die demografische Entwicklung angefeuert wird. Fakt ist, dass der Mangel sich in den vergangenen Jahren dramatisch verschärft hat. Jedoch kann dem Fachkräftemangel wenigstens ein bisschen entgegengewirkt werden, indem man die Lehrkräfteausbildung aufstockt und besser strategisch plant. Bisher ist eine gelungene Koordination der KMK hinsichtlich der Lehrer*innenbildung verschlafen worden. Die Kooperation zwischen Bund und Ländern hat in diesem Punkt schlichtweg versagt. Und nicht nur die Lehrkräfteausbildung wurde vernachlässigt, auch die Herausforderungen der Digitalisierung, die Bedrohungen durch die Klimakrise, der Ausbau der Ganztagsbetreuung sind zögerlich angegangen worden. Um diese Aufgaben zu stemmen, ist – über die demografische Entwicklung hinaus – deutlich mehr pädagogisches Personal notwendig. Welcher junge Mensch entscheidet sich für den Schul- oder Erziehungsdienst, wenn keine attraktiven Angebote geschaffen werden?

Ohne den engagierten Einsatz der Lehrkräfte im Land stünden wir noch schlechter da. Die Kolleginnen und Kollegen sind es, die das System Schule am Laufen halten, die kurzfristig bei Ausfällen einspringen, um ihre Schülerinnen und Schüler nicht hängen zu lassen, oder die viel zusätzliche Zeit für administrative Aufgaben opfern. Wir wissen, dass das nicht einfach ist und zollen unsere Anerkennung und unseren Respekt dafür, dass die Lehrerinnen und Lehrer den eigentlichen Fokus nicht verlieren: Nämlich für alle eine gute Bildung zu gestalten, sagt Eva Gerth, Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt.

Die aktuellen Arbeitsbedingungen an Schulen, aber auch an Kitas sind für viele junge Menschen nicht attraktiv genug, um sich für diese eigentlich wunderbaren Berufe zu entscheiden. Deshalb müssen die Bildungs- und Kultusministerien ihren Kurs grundlegend ändern und sichere und gut ausgestattete Arbeitsplätze anbieten. Sie müssen kontinuierlich eine große Anzahl Lehrkräfte ausbilden, um aus den Zyklen von Lehrkräftemangel und -überhang auszubrechen.

Auch die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte müssen verbessert werden. Wir brauchen dringend weniger Pflichtstunden und kleinere Klassen, attraktive Angebote für ältere Lehrkräfte, Zeit für Konzeptentwicklungen, um u. a. ein nachhaltiges Lernen zu gestalten. Personalpolitik darf nicht aus Kostengründen allein auf Kante genäht werden. Das System Schule braucht dringend personelle und materielle Reserven, um in ihm Bildung gestalten zu können. Wann erkennt die Politik endlich, dass dieser Teufelskreis schnellstens durchbrochen werden muss?