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Kolumne "Tor!"

Sternstunden wohl eher nicht ...

Der Magdeburger Kabarettist Lars Johansen verfasst einmal im Monat für unsere Mitgliederzeitung EuW eine Kolumne über gesellschafts- und bildungspolitische Themen. In diesem Monat thematisiert er die Ungleichbezahlung von Grundschullehrkräften.

Na, ich bin ja auch froh, dass das Jahr langsam zu Ende geht. Das war nicht mein bestes. Es ist viel passiert, aber nicht viel, das mich jetzt gefreut hätte. Und so geht es allen. Sie schleichen gebückt an mir vorbei und sehen mitleiderregend aus, Lernende wie Lehrende. Die Gewissheiten sind geschwunden. Wenigstens heißt der Schulleiter nicht Elon Musk, der am Freitagnachmittag auf einmal feststellt, dass Fächer wie Latein oder Kunst eigentlich nicht gebraucht werden und dann das entsprechende Personal zuhause besucht, ihnen den Schulschlüssel abnimmt und drei Monatsgehälter als Abfindung zahlt. Nur, um dann am Montag festzustellen, dass er sich geirrt hat, also nicht mit Kunst, aber mit Latein, und den Lehrern anbietet, bei einer Verdoppelung der Arbeitszeit für den gleichen Lohn weitermachen zu dürfen. Aber das würde hier doch keiner mitmachen, oder?

Noch nicht! Die Wirtschaft jedenfalls schlittert gerade in die Krise und selbst mit gutem Abschluss und trotz des Fachkräftemangels wissen auch die Abiturienten nicht genau, was ihnen blüht. Kaufhäuser schließen und selbst die Firma, welche die Mercedessterne herstellt, ist in gehöriger Schieflage. Dabei hätten die doch jetzt problemlos auf Weihnachtssterne umstellen können, Stern ist Stern. Und wenn du dann für den Kauf eines guten Stollens schon fast einen Kleinkredit aufnehmen musst, überlegen sich alle, die kleine Schulweihnachtsfeier ausfallen zu lassen, weil man nach Schulschluss bestenfalls mit den Kerzen vom Adventskranz heizen darf. Wenn einer Russisch Brot dabei hat, könnte das als ein politisches Statement ausgelegt werden, und das Weihnachtsstück vom Schulorchester darf keinesfalls der Nussknacker sein, weil Tschaikowski missverstanden werden könnte. Sankt Nikolaus ist katholisch, aber wenn der eine Rute dabei hat, dann haben wir schon den nächsten Skandal. Leichter ist es nicht geworden. Man muss so viel bedenken, um niemanden zu verärgern. Kein Wunder, dass alles nur noch schleicht. Es fehlt eben jemand, der, die oder das uns mal wieder Mut macht.

Aber was weiß ich schon, ich bin ja nur ein Tor.