Kolumne "Tor!"
Über Geld reden
Der Magdeburger Kabarettist Lars Johansen verfasst einmal im Monat für unsere Mitgliederzeitung EuW eine Kolumne über gesellschafts- und bildungspolitische Themen. In diesem Monat thematisiert er die Ungleichbezahlung von Grundschullehrkräften.
Eigentlich wollte ich gar nicht mehr über Geld reden. Aber gerade reden alle nur noch darüber: Schüler, Eltern und vor allem das Lehrpersonal, das täglich an mir vorbeiläuft. Da ich vor einem großen Schulzentrum stehe, sind es nicht nur Menschen, die am Gymnasium arbeiten, sondern auch eine Menge Grundschullehrerinnen. Und das ist absichtlich nicht gegendert, denn in den Schulkindergärten, den Grundschulen und den Vorklassen liegt der Frauenanteil zwischen 85 und 93 Prozent. Männer arbeiten hier so gut wie gar nicht mehr.
Kein Wunder, denn die arbeiten alle im Landtag von Sachsen-Anhalt, da sind nämlich nur 27,8 Prozent der Parlamentarier weiblich. Sogar im Bundestag ist mehr los – zwar auch nur knapp 35 Prozent Frauen, aber immerhin. Da ist es erst recht kein Wunder, dass dieses männerdominierte Landesparlament beschlossen hat, das Gehalt für Grundschullehrerinnen nicht zu erhöhen. In den meisten Nachbarländern verdienen sie mehr. Also eigentlich verdienen sie sogar noch mehr, aber man kriegt ja nie das, was man wirklich verdient. Nur hier gibt man sich massiv Mühe, dass Lehrerinnen in diese Nachbarländer umziehen. Und dann haben wir hier noch mehr Lehrermangel und keiner will wissen, warum. Dabei geht es doch nur um eine Angleichung. Denn was macht man an der Grundschule so grundlegend anders als am Gymnasium?
Im Gegenteil, an der Grundschule muss man auch schon mal fast alles unterrichten. Fragen Sie doch mal einen Lateinlehrer nach seinen Chemiekenntnissen für die Oberstufe und Sie werden überrascht sein, wie wenig seine Kenntnisse hier hilfreich sind. Nur die Grünen und die Linke stimmten für die Erhöhung, aber die sind ja auch nicht an der Regierung. So läuft das meistens und Frauen werden ohnehin fast immer unterbezahlt. Mir ist das nicht egal, obwohl ich nicht betroffen bin, denn ich bin sächlich, Das Tor, und nicht nebensächlich. Wie die Frauen hier, immer noch und immer wieder. Und wenn sie jetzt wegen des Geldes gehen würden, dann kann ich das gut verstehen.
Aber was weiß ich schon, ich bin ja nur ein Tor.