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Chaos um die Vorgriffstunde im Landesschulamt

Umgang mit Schulleiter*innen nach Gutsherrenmanier

Unter Gutsherrenmanier ist nach gängiger Definition zu verstehen, wenn jemand in undemokratischer, selbstherrlicher Art und Weise; ohne andere (Beteiligte, Betroffene) um ihre Meinung, ihren Rat o. Ä. zu fragen, Entscheidungen trifft oder Urteile fällt.

Genau das muss man Frau Pleye (Referatsleiterin Personal im Landesschulamt Süd) in einem Online-Workshop zur Vorgriffstunde gegenüber Schulleitungen bescheinigen. Bei der Frage nach den Schuldigen für monatelange Auszahlungsverzögerungen bei tausenden Lehrkräften war der schwarze Peter schnell verteilt: Unfähige Schulleitungen, die Informationen falsch abgeben, nicht bereit sind dazuzulernen und stellenweise an der Grenze des Betruges agieren, haben da die Verantwortung. Und dagegen werde sie jetzt rigoros vorgehen. Diese Beratungsresistenten werden nach Halle bestellt. Ihr probates Mittel zum Abstellen der Fehler ist: Die Schulleitungen sollen sich am Freitagnachmittag in ihr Büro einschließen damit sie Ruhe haben und dann wöchentlich die Stunden eintragen – denn das übt!

Zur Anerkennung gerichtlicher Entscheidungen ist Frau Pleye offenbar nicht bereit. Das Gerichtsurteil zur Klage bezüglich Verzugszinsen und Bezahlung der Vorgriffstunde an Feiertagen, welches der GEW-Kollege Torsten Richter erstritt, zerriss sie förmlich in der Luft. Es tauge nichts, habe keine Gültigkeit und das Getöse der GEW dabei könne sie gar nicht nachvollziehen. In unnachahmlicher Art beschrieb sie ihre Kontakte zum Präsidenten des Landesarbeitsgerichtes. Der habe ihr in einem Gespräch bescheinigt, dass das nächste Urteil zu diesem Thema anders ausfallen werde.

Oh je! Da muss man sich ernsthaft fragen, welche Vorstellung Frau Pleye von der Unabhängigkeit der Justiz in unserem Rechtsstaat hat. 

Entsprechend ihres Amtes sollte Frau Pleye eigentlich auch wissen, dass Beschäftigte bei Geltendmachungen zu Verzugszinsen nicht alles selber ausrechnen müssen. Ihre Aussage dazu ist schlichtweg falsch. In der Geltendmachung muss gar nicht gerechnet werden!

Es gibt an keiner Stelle auch nur einen Funken Selbstkritik zur Arbeitsweise in ihrem Amt. Bisher hat kein einziger Schulleiter die vielen Unzulänglichkeiten im Zusammenhang mit der Einführung der Vorgriffstunde kritisiert, stattdessen wurden diese klaglos ertragen. Im Wesentlichen sind dies folgende Punkte:

  • Die Abfrage des Wahlwunsches „Auszahlung“ oder „Konto“ geschah im Frühjahr 2023 erst in Papierform, musste danach aber auch noch online nachgeholt werden, wobei zusätzlich das Online-Formular ausgedruckt und zum Abheften der Schulleitung zur Verfügung gestellt werden musste.
  • Zum Ende des Schuljahres 2023/24 lagen den Schulen keine Vorgaben zu Unterlagen vor, die im Zusammenhang mit der Abrechnungder VGS einzureichen sind.
  • Aus den FAQs von der Homepage des Landesschulamtes Anfang August 2023 haben die Schulleitungen erstmals dann ihre Infos bekommen.
  • Bei der Excel-Tabelle zu den Mehrzeiten des Schuljahres 2023/24 fehlte eine komplette Kalenderwoche. War da jetzt „Betrug am Kollegen“ geplant?
  • Mehrfach änderten sich Formulare. Ein neues Erfassungstool zu den VGS wurde im Januar 2024 eingeführt. Eine Verlinkung zur Bezügestelle gibt es bis heute nicht.
  • Abrechnungshinweise zum Schuljahr 2023/24 wurden mehrfach geändert.

All das haben Schulleitungen hingenommen, wohl wissend, dass gegenseitige Schuldzuweisungen hier keinen weiterbringen. Uns ist allseits bekannt, dass auch die Mitarbeitenden des Landesschulamtes an der Grenze ihrer Belastbarkeit arbeiten und dann auch mal Fehler passieren.

 

Wie sollte eigentlich der Anspruch sein? 

Im Jahr 2013 veröffentlichte der damalige Direktor des Landesschulamtes, Torsten Klieme, das Leitbild des Landesschulamtes. Hier ein Auszug:

Wir begleiten wertschätzend und respektvoll.
Unser Anliegen ist, die Stärken und Ressourcen unserer Schulen und aller beteiligten Institutionen im Bildungsprozess zu bekräftigen. Visionäres Denken und Ideenreichtum sind uns sehr willkommen. Im Dialog, geprägt von Offenheit, Transparenz und Lösungsorientiertheit begegnen wir uns gegenseitig. Mit dem gesunden Maß einer reflexiven Distanz in unserem schulaufsichtlichen Handeln streben wir danach, ein verlässlicher und respektvoller Ansprechpartner zu sein

Fazit heute: Nie waren wir weiter davon entfernt als jetzt. Wertschätzung gegenüber den Beschäftigten an Schulen und insbesondere auch gegenüber den Schulleitungen sieht ganz anders aus, Frau Pleye!

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Leitung: Christiane Rex