Schulleitungsstudie
Belastung der Schulleitungen alarmierend – Bildungsministerium muss handeln
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Sachsen-Anhalt präsentiert die Ergebnisse einer aktuellen Studie zur Arbeitsbelastung der Schulleitungen. Sie zeigen ein besorgniserregendes Bild: Schulleitungen im Land sind durch hohe Arbeitsanforderungen, fehlende Entlastung und mangelnde ergonomische Arbeitsbedingungen stark belastet. Die GEW Sachsen-Anhalt fordert die Landesregierung zum sofortigen Handeln auf, um Gesundheitsgefährdungen zu verhindern und die Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern.
Hohe Belastungen, kaum Entlastung
Die von der Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften (FFAW) durchgeführte Studie belegt die extremen Anforderungen an Schulleitungen:
- 94 Prozent der 160 befragten Leitungskräfte arbeiten an Wochenenden oder Feiertagen,
86 Prozent auch in den Abend- oder Nachtstunden. - 85 Prozent gaben an, „oft“ oder „immer“ in einem hohen Tempo zu arbeiten.
- 81 Prozent können ihre Pausen „selten“ oder „nie“ einhalten.
Darüber hinaus sind Burnout-Symptome weit verbreitet, und die Grenze zwischen Beruf und Privatleben verschwimmt zunehmend. Fast die Hälfte der Befragten arbeitet an ergonomisch ungeeigneten Arbeitsplätzen, viele leiden unter ständiger körperlicher Erschöpfung bzw. Lärm- und Stimmbelastung.
„Die Daten belegen, dass die Leitungskräfte an Schulen hochgradig belastet sind. Sie weisen im Vergleich zu anderen Berufsgruppen in unserer Datenbank unter anderem deutlich erhöhte quantitative und emotionale Anforderungen auf, aber nur wenige kompensierende günstige Faktoren“, sagt Studienleiter Dr. Matthias Nübling von der FFAW.
Engagement trotz widriger Bedingungen
Trotz der alarmierenden Befunde zeigt die Studie auch Positives: 60 Prozent der Schulleitungsmitglieder sind „oft“ oder „immer“ begeistert von ihrer Arbeit. Viele betonen die Sinnhaftigkeit und Bedeutung ihrer Aufgaben sowie die direkte Wirkung ihrer Arbeit auf Schüler*innen, Kolleg*innen und Eltern.
Forderungen der GEW Sachsen-Anhalt
„Viele der Befragungsergebnisse sind identisch mit dem, was unsere Mitglieder uns in Gesprächen immer wieder spiegeln. Insofern bin ich nicht überrascht, dass Schulleitungen unter enormem Druck arbeiten. Jetzt, wo die alarmierenden Ergebnisse vorliegen, darf es jedoch keine Verzögerungen geben: Die Landesregierung muss endlich Verantwortung übernehmen und handeln,“ betont Eva Gerth, Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt.
Ingo Doßmann, Grundschulleiter und Vorstandsmitglied der GEW Sachsen-Anhalt, ergänzt: „Es ist erschreckend, wie viele engagierte Schulleitungen ihre Gesundheit für das System aufs Spiel setzen. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.“
Angesichts der Ergebnisse fordert die GEW Sachsen-Anhalt nun schnelle und wirksame Maßnahmen:
Diskussion der Ergebnisse: Die Ergebnisse der Studie müssen systematisch ausgewertet und im Arbeitsschutzausschuss des Bildungsministeriums intensiv besprochen werden.
- Personelle Verstärkung: Der Einstellungsstopp für Schulverwaltungspersonal muss sofort aufgehoben und eine ausreichende Anzahl Mitarbeitender im Schulamt beschäftigt werden. Zusätzlich sollen Stellvertretungen und Schulverwaltungsassistent*innen in allen Schulformen etabliert werden.
- Zeitliche Ressourcen: Für Leitungsaufgaben muss ausreichend Arbeitszeit eingeplant werden. Bereits die gegenwärtigen Arbeitsaufgaben können in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht erfüllt werden. Auch hierfür müssen zusätzliche Entlastungsstunden gewährt werden. Neue Aufgaben für Schulleitungen dürfen nur mit entsprechender Arbeitszeitzuweisung eingeführt werden.
- Coaching und Mediation: Schulleitungen müssen Zugang zu Coaching- und Mediationsangeboten erhalten.
- Verbesserung der Arbeitsbedingungen: Ergonomische Arbeitsplätze und Rückzugsorte für Pausen müssen an allen Schulen geschaffen werden.
- Regelmäßige Befragungen: Wie in anderen Bundesländern sollen solche Befragungen regelmäßig durchgeführt werden, um Fortschritte zu überprüfen.
Hintergrund der Befragung
Die Studie basiert auf dem COPSOQ (Copenhagen Psychosocial Questionnaire), einem bewährten Instrument zur Erfassung psychosozialer Belastungen. Zwischen dem 23. September und dem 25. November 2024 wurden die Leitungskräfte der 747 öffentlichen Schulen in Sachsen-Anhalt zur Teilnahme eingeladen. Insgesamt nahmen 160 Schulleitungsmitglieder teil. Ziel der Befragung war es, die spezifischen Belastungen von Schulleitungen offenzulegen und eine Grundlage für verbesserte Arbeitsbedingungen zu schaffen.
06108 Halle (Saale)
