Geplante Kürzungen der Stundenzuweisung
Bildungsklau statt Bildungsqualität
Die GEW Sachsen-Anhalt fordert das Bildungsministerium auf, die geplanten Kürzungen bei der Stundenzuweisung im Grundbedarf in allen Schulformen, im Ganztagsbereich und bei den Förderstunden sowie die einschränkenden Maßnahmen, wie u. a. die Anweisung, nur noch große Klassen zu bilden, zurückzunehmen. Alle diese Maßnahmen wurden weder mit den Gewerkschaften und Verbänden, dem Lehrerhauptpersonalrat noch mit dem Landesschulbeirat besprochen. Sie werden per Schulleitungsbrief an die Schulen übermittelt und sind dort umzusetzen – offensichtlich mit dem Ziel, die Unterrichtsversorgung um einige Zehntel Prozentpunkte zu erhöhen und das Bildungsministerium besser dastehen zu lassen.
Bei den Grundschulen wird nach den neuen Zuweisungszahlen des Ministeriums das Arbeitsvermögen von 100 Grundschullehrkräften herausgerechnet. Besonders betroffen sind große Grundschulen des Landes. Damit werden mehr als 3.000 Stunden eingespart.
Bei Sekundar- und Gemeinschaftsschulen werden die schülerbezogene Zuweisung der Lehrkräftewochenstunden und der Ganztagsbetrieb gekürzt.
Die GEW Sachsen-Anhalt befürchtet, dass die Klassengrößen in allen Schulformen steigen werden. In den Schulleitungsbriefen wird immer wieder auf den Klassenteiler 28 verwiesen, ein Teiler, der in vielen Schulen auf Grund der baulichen Verhältnisse gar nicht realisierbar ist. Mehr Schüler*innen pro Klasse bedeuten weniger individuelle Betreuung, überlastete Lehrkräfte und ein insgesamt beeinträchtigtes Lernklima.
Dazu kommt, dass die Schulen in Vorbereitung des neuen Schuljahres bis zum 7. Schultag mit Abordnungen der Lehrkräfte rechnen müssen. Eine vernünftige organisatorische Vorbereitung mit Einsatz- und Stundenplänen ist so nicht möglich.
Statt der notwendigen Verbesserung der Bildungsqualität erleben wir eine schleichende Reduktion vor allem der Fördermaßnahmen. Die Konzentration auf den Grundbedarf zwingt Schulen dazu, Einschnitte bei Zusatzangeboten hinzunehmen – mit gravierenden Folgen für die Bildungsgerechtigkeit.
Besonders betroffen sind Schüler*innen mit Lernschwierigkeiten. Die Kürzung von Förderprogrammen erschwert ihren Zugang zu individueller Unterstützung. Statt Inklusion und Chancengleichheit zu fördern, führt diese Politik zu einer weiteren sozialen Spaltung.
Bildungsstaatssekretär Böhm spricht von „einer strafferen und effizienteren Ausrichtung der Unterrichtsorganisation“. Die GEW-Landesvorsitzende Eva Gerth stellt fest: „Schon vor zehn Jahren nannten Bildungspolitiker so etwas effizienzsteigernde Maßnahmen. Die Idee ist nicht neu und steht damals wie heute für Kürzungen, die Kinder, Eltern und Lehrkräfte hart treffen. Während Bildung als eine der zentralen Säulen einer funktionierenden Gesellschaft gilt, scheint das Bildungsministerium mehr an schöneren Zahlen bei der Unterrichtsversorgung als an Qualität interessiert zu sein.“
Ingo Doßmann, Mitglied des Landesvorstandes der GEW Sachsen-Anhalt, fasst die Situation wie folgt zusammen: „Wer Bildung mit Hilfe von Excel-Tabellen justiert und dabei die Interessen der Schüler*innen mit Lernschwierigkeiten aus dem Blick verliert, der organisiert Bildungsklau statt Bildungsgerechtigkeit und Qualität.“
39114 Magdeburg