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Unterrichtsorganisation an Schulen

Koalition plant neue Unterrichtsorganisation: GEW Sachsen-Anhalt befürchtet Mehrbelastung

Die Koalition in Sachsen-Anhalt will neue Modelle zur Unterrichtsorganisation an den Schulen prüfen lassen. Damit soll das Ziel verfolgt werden, gestrichene Unterrichtsminuten zu neuen Stunden bzw. Betreuungsmodellen zusammensetzen zu können. Die GEW Sachsen-Anhalt fordert die Landesregierung auf, diese Überlegungen schnellstens wieder ad acta zu legen. Dieser Prüfauftrag verschiebt echte Lösungen für die mangelnde Unterrichtsversorgung erneut nach hinten.

Das geplante Vorhaben der Koalition soll eigentlich die Unterrichtsversorgung verbessern, allerdings ist der letzte Satz der Begründung des Antrages an den Landtag jedoch entlarvend: Demnach sei es „angesichts des landesweiten Lehrkräftemangels unbedingt notwendig, den Schulleiterinnen und Schulleitern weitere Instrumente zur Flexibilisierung der Unterrichtsorganisation und zum effizienteren Personaleinsatz in die Hand zu geben.“

„Arbeitszeit ist nicht beliebig dehnbar“, mahnte Eva Gerth, die Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt.

„Das Modell 80+10 mag geeignet sein, um selbstorganisiertes Lernen zu erproben, wenn Lehrkräfte, pädagogische Mitarbeiter*innen, Schüler*innen, Eltern und Schulleitungen das in einem demokratischen Prozess miteinander entschieden haben. Es bringt jedoch keine einzige zusätzliche Unterrichtsstunde und keine einzige Lehrkraft mehr in unsere Schulen, sondern wird schlussendlich weniger Unterricht für die Kinder und in jedem Fall eine Arbeitsverdichtung für unsere Kolleginnen und Kollegen bedeuten.“

 

Offensichtlich planen SPD, CDU und FDP genau das, nämlich eine Arbeitszeiterhöhung oder eine Arbeitszeitverdichtung für Lehrkräfte. Der oben zitierte Satz aus der Begründung des Antrages lässt daran keinen Zweifel, dass man mit dieser Methode einen effizienteren Personaleinsatz erwirken will. Angesichts der derzeitigen Anstrengungen in den Schulen, die Corona-Krise und den Mangel zu meistern, ist das eine erneute Missachtung der Arbeit des pädagogischen Personals.

„Es wäre schön, wenn auch mal Versprechungen zur Entlastung der Schulen umgesetzt werden würden, wie die Einstellung von Schulverwaltungsassistent*innen oder die Aufnahme von Verhandlungen mit uns zu Arbeitszeitkonten. Mehr Lehrkräfte bleiben vielleicht auch bei besserer Bezahlung im Land, insofern ist auch die A13, also die Höhergruppierung für Grundschullehrkräfte in unserem Bundesland längst überfällig,“

äußerte Eva Gerth. „Aber die Schulen haben offensichtlich nur dann Vorrang, wenn sie in der Corona-Zeit unter allen Umständen offenbleiben müssen.“

 

Die GEW weist noch auf einen weiteren wichtigen Fakt hin: Die Kultusministerkonferenz geht in ihrem Papier „Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland 2017/2018, Darstellung der Kompetenzen, Strukturen und bildungspolitischen Entwicklungen für den Informationsaustausch in Europa“ davon aus, dass Unterrichtsstunden 45 Minuten lang sind. Da die bundesweite Anerkennung der Abschlüsse der Schüler*innen von den gleichen Bedingungen und der Einhaltung solcher Beschlüsse abhängig sind, sollten die Koalitionär*innen dringend überprüfen, ob sie den Kindern mit der offensichtlich landesweit geplanten Unterrichtskürzung einen Gefallen tun.

Kontakt
Christiane Rex
Gewerkschaftssekretärin für Information und Kommunikation & Pressesprecherin GEW Sachsen-Anhalt
Adresse Kleiner Berlin 2
06108 Halle (Saale)
Telefon:  0345 204 08 14
Mobil:  0151 578 414 25