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Christiane Rex
Gewerkschaftssekretärin für Information und Kommunikation & Pressesprecherin GEW Sachsen-Anhalt
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Weltlehrer*innentag am 5. Oktober

Arbeitsbelastungen senken und den Lehrberuf endlich attraktiv gestalten!

Steigende Schüler*innenzahlen und Personalmangel bedeuten weiterhin steigende Arbeitsbelastungen für die Lehrkräfte im Land. Zum Weltlehrer*innentag würdigt die GEW Sachsen-Anhalt das Engagement der Lehrkräfte und fordert die Politik auf, endlich wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Arbeitsbelastungen zu senken und den Lehrberuf attraktiv zu gestalten.

Eine Würdigung vorweg: Was wäre Sachsen-Anhalt ohne den Einsatz der engagierten Lehrkräfte im Land? Unsere Kolleginnen und Kollegen sind es, die das System Schule aufrechterhalten, die kurzfristig bei Ausfällen einspringen, um ihre Schülerinnen und Schüler nicht hängen zu lassen.

„Unsere Lehrkräfte sind es, die viel zusätzliche Zeit für administrative Aufgaben opfern und die aus vielen Mangelsituationen das Beste machen müssen. Die GEW weiß um die Schwierigkeiten an den Schulen und zollt ihre große Anerkennung und ihren Respekt dafür, dass die Lehrkräfte den Fokus nicht verlieren: nämlich für alle Kinder und Jugendlichen eine gute Bildung zu gestalten“, sagt Eva Gerth, Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt.

Dramatischer Lehrkräftemangel muss beseitigt werden!

Seit nunmehr 25 Jahren warnen Gewerkschaften und Wissenschaft vor einem dramatischen Lehrkräftemangel, der durch eine Verrentungs- bzw. Pensionierungswelle und die demografische Entwicklung angefeuert wird. Dieser Mangel hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verschärft, weil bisherige Landesregierungen das Gegensteuern versäumt haben:

„Bei einer Unterrichtsversorgung von nunmehr 92 Prozent sind die Arbeitsbelastungen der Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt so hoch wie noch nie. Rein rechnerisch sind im Land nicht genügend Lehrkräfte vorhanden, um den notwendigen Unterricht an den Schulen abzudecken. Weder krankheits- noch Corona-bedingte Ausfälle sind einkalkuliert. Die dringend notwendige Solidarität mit den aus der Ukraine Geflüchteten funktioniert ebenfalls nur über zusätzliches Engagement“, so Gerth weiter.

Sehenden Auges ist die Politik in diesen Mangel gerannt: Bisher ist eine gelungene Koordination der Kultusministerkonferenz hinsichtlich der Lehrer*innenbildung verschlafen worden. Die Kooperation zwischen Bund und Ländern hat in diesem Punkt schlichtweg versagt. Und nicht nur die Lehrkräfteausbildung wurde vernachlässigt, auch die Herausforderungen der Digitalisierung, die Bedrohungen durch die Klimakrise, der Ausbau der Ganztagsbetreuung sind zögerlich angegangen worden. Um diese Aufgaben zu stemmen, ist – über die demografische Entwicklung hinaus – deutlich mehr pädagogisches Personal notwendig. Die Politik muss nun endlich die Bedingungen dafür schaffen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die Lehrkräfteausbildung muss aufgestockt und strategisch besser geplant werden!

Die aktuellen Arbeitsbedingungen an Schulen sind für viele junge Menschen nicht attraktiv genug, um sich für diesen eigentlich wunderbaren Beruf zu entscheiden. Deshalb müssen die Bildungs- und Kultusministerien ihren Kurs grundlegend ändern und sichere und gut ausgestattete Arbeitsplätze anbieten. Sie müssen kontinuierlich eine ausreichend große Anzahl Lehrkräfte ausbilden, um aus den Zyklen von Lehrkräftemangel und -überhang auszubrechen. Auch die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte müssen dringend verbessert werden. Wir brauchen dringend:

  • mehr Studienplätze für das Lehramt an unseren Hochschulen,
  • eine Absenkung der Pflichtstundenzahl um eine Stunde,
  • kleinere Klassen, um den Unterricht gerecht und effizient zu gestalten,
  • attraktive Angebote für ältere Lehrkräfte (z. B. Zeit für Konzeptentwicklungen, um u. a. ein nachhaltiges Lernen zu gestalten),
  • Entlastung von Seiteneinsteigenden durch eine Absenkung der Unterrichtsverpflichtung im ersten halben Jahr und mehr Zeit für Weiterbildungen,
  • eine Aufstockung der Altersermäßigung von einer Unterrichtsstunde ab dem 55. Lebensjahr und von bis zu fünf Stunden ab dem 63. Lebensjahr,
  • Schulverwaltungsassistent*innen an den Schulen, um die Lehrkräfte von administrativen Aufgaben zu entlasten,
  • mehr Entlastung aller Schulen durch Arbeit in multiprofessionellen Teams aus Lehrkräften, Schulsozialarbeiter*innen, Pädagogische Mitarbeiter*innen, Förderlehrkräften und Schulpsycholog*innen sowie
  • eine gerechte Bezahlung von Grundschullehrkräften im Land nach A 13/E 13, um einer anhaltenden Abwanderung von Grundschullehrer*innen in benachbarte Bundesländer entgegenzuwirken.

„Personalpolitik darf nicht aus Kostengründen allein auf Kante genäht werden. Das System Schule braucht dringend personelle und materielle Reserven, um in ihm Bildung gestalten zu können!“, mahnt die Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt eindrücklich.