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GEW-Mitglieder im Fokus

Frank Berger: Bannerträger für bessere Arbeitsbedingungen

Bodenständig und wissbegierig: So hat Frank Berger sein Engagement als Arbeitnehmervertreter schon immer verstanden. Heute ist er GEW-Chef im Salzlandkreis und Fachgruppenvorsitzender im Lehrer-Bezirkspersonalrat Nord.

Im Privaten setzt Frank Berger wegen seiner Faszination für das Thema Luftfahrt immer wieder zu Höhenflügen an: Ballon fahren, ein Flugzeug eigenständig steuern, einen Hubschrauber selbst fliegen – das waren die großen Träume, die er sich anlässlich seines 40., 50. respektive seines noch nicht lange zurückliegenden 60. Geburtstages allesamt zu erfüllen vermochte. In seinem beruflichen Tun ist der Bernburger dagegen ganz und gar bodenständig geblieben. Noch heute unterrichtet der Berufsschullehrer für Bautechnik montags und freitags an der Förderschule Am Wasserfall in Magdeburg, um, wie er sagt, „auch noch den Kontakt vor Ort zu haben und die Befindlichkeit an der Schule mitzukriegen“. Von Dienstag bis Donnerstag ist der 60-Jährige vom Unterrichten freigestellt und hauptamtlich in seiner Wahlfunktion als Vorsitzender der Fachgruppe Berufsbildende Schulen im Lehrer-Bezirkspersonalrat Nord beim ebenfalls in Magdeburg ansässigen Landesschulamt tätig – seit nunmehr sieben Jahren und in der zweiten Legislaturperiode schon. „Alles, was in den Berufsschulen etwa ab der Linie Bernburg nördlich bis hoch in die Altmark an Einstellungen, Abordnungen, Versetzungen und auch Besoldungsfestlegungen erfolgt, geht über unseren Tisch“, berichtet Frank Berger. Man fungiere also wie eine Art Betriebsrat und leiste im Grunde gewerkschaftliche Arbeit, erläutert er. „Es gibt zum Beispiel immer wieder Fälle, wo wir die vom Dienstherrn für eine Lehrkraft beabsichtigte Eingruppierung als zu niedrig ablehnen. Kann also gut sein, dass die Kollegen gar nicht mitbekommen, wie sehr wir uns bereits im Vorfeld ihres Jobantritts für sie eingesetzt haben“, schildert er aus seinem täglichen Tun, das durchaus Parallelen zu seiner ehrenamtlichen Tätigkeit in der GEW aufweist: Seit zwei Jahrzehnten bereits ist der Vater zweier erwachsener Töchter Kreisvorsitzender der GEW im Salzlandkreis. „Unsere Gewerkschaft hat ja aus meiner Sicht ebenfalls so ein bisschen das Problem, nicht richtig rüberbringen zu können, was wir alles erreicht haben. Erfolge werden als selbstverständlich genommen“, sagt der Mann, der von seinem Äußeren her glatt als Ernest-Hemingway-Wiedergänger durchgehen könnte, nicht zuletzt mit Blick auf die verbreitete „Trittbrettfahrer“-Mentalität. „Mitstreiken oder gar GEW-Mitglied werden: Da sagen viele nein. Aber wenn es um die positiven Sachen geht, Tariferhöhungen zum Beispiel, da rufen die besonders laut ja.“

Warum er sich dennoch in der GEW engagiert? „Man muss bei Missständen und Fehlentwicklungen doch auch mal aufstehen und die Stimme erheben und sollte nicht bloß hoffen, dass es ein anderer tut“, sagt er nachdenklich. „Meine Motivation war und ist zudem, relevante Informationen frühzeitig und auf direktem Wege zu erhalten – ein Punkt, der heute wichtiger ist denn je, meinem Empfinden nach aber von immer weniger Leuten beherzigt wird.“ Dieses Nicht-Informiertsein zeige sich exemplarisch immer wieder beim Thema Eingruppierung: „Da geben Kollegen Unterlagen nicht vollständig ab und wundern sich dann, dass sie weniger Geld rausbekommen als an ihrer vorherigen Stelle.“

Sein eigenes, hartnäckiges Bescheid-wissen-wollen sei es auch gewesen, das ihn, der 1988 mit dem Studium fertig war, schon bald nach der Wende zum Arbeitnehmervertreter werden ließ: „Meine Initialzündung war der Besuch einer Dame von der GEW, die von dem aus meiner Sicht super spannenden Wirken im Personalrat erzählte und auf eine entsprechende Infoveranstaltung des Referats Tarif und Recht am gleichen Tag hinwies, die ich dann kurzerhand gleich noch besuchte.“ Seit jenem Tag setze er sich, an unterschiedlichster Stelle und Funktion, für seine und der Kollegen Belange ein. „Es geht um die Verbesserung der Rahmenbedingungen für das eigene Arbeiten. Dabei ist heutzutage oft genug das administrative Drumherum und gar nicht die Lehrtätigkeit an sich das eigentliche Problem“, schildert er seine Erfahrungen.

Interessant ist, dass Frank Berger auch den mit seinem gewerkschaftlichen Engagement verbundenen Gewinn für seine ganz persönliche Entwicklung thematisiert. „Dass ich es als junger Mensch kaum hinbekommen habe, vor Leuten zu reden, dürfte mir heute kaum noch jemand abnehmen“, berichtet er lachend. Allerdings, so fügt er an, habe er seine Fähigkeiten als Kommunikator noch an anderer Stelle trainiert – indem er in seiner Freizeit als Discjockey Platten aufzulegen begann. „In den 90-er Jahren war ich jedes Wochenende im Einsatz“, sagt der Mann, der als „DJ Franky“ in seiner Bernburger Heimatregion nach wie vor bekannt und etwa bei Hochzeiten und anderen privaten Festen auch noch aktiv ist - bodenständig im Habitus, gleichwohl zu musikalischen Höhenflügen mit Pink Floyd, Genesis & Co. abhebend.
 

Andreas Löffler,
freier Journalist