Kolumne "Tor!"
Und niemand möchte
Der Magdeburger Kabarettist Lars Johansen verfasst einmal im Monat für unsere Mitgliederzeitung EuW eine Kolumne über gesellschafts- und bildungspolitische Themen.
Sachsen-Anhalts Bildungsministerin befindet sich in Bedrängnis. Das ist nun wahrlich keine Neuigkeit, aber es nervt. Es nervt deshalb, weil mehr Energie dafür aufgewendet wird, sie aus der Schusslinie zu bekommen, als dafür, endlich einmal die Bildungspolitik zu beschleunigen. Denn die Mängel sind nicht erst seit gestern offensichtlich, genau wie die Bedrängnis der Ministerin. Aber da man sich immer nur um ein Projekt nach dem anderen kümmert, denn Gleichzeitigkeit scheint alle Beteiligten heillos zu überfordern, wimmelt es jetzt nur so von Meldungen über peinliche Vertuschungsversuche, Löschaufforderungen von E-Mails und gegenseitigen Unterlassungserklärungen oder eidesstattlichen Versicherungen, so dass eigentlich niemand mehr auch nur halbwegs durchsieht. Andere Minister*innen wären aufgrund dieser Gemengelage schon längst ihres Amtes verlustig gegangen, aber es gibt eine besondere Situation. Denn niemand möchte. Das Amt. Denn es gibt eigentlich keinen Bildungsminister, der diesem Amt je gewachsen gewesen wäre. Alle sind glücklich, wenn sich jemand anderes dafür findet. Denn er oder jetzt sie kann keinen Erfolg haben. Das liegt daran, dass Bildung ein komplexes Thema ist, welches man nun mal nur mit Ankündigungen nicht in den Griff bekommt. Tatsächlich möchte aber niemand mehr als Ankündigungen, denn echte Reformen würden ans Eingemachte gehen, Jahre dauern und vielleicht erst in Jahrzehnten möglicherweise von Erfolg gekrönt sein. Nur eine ausgeklügelte Langzeitstrategie ist das Rezept, denn es müsste sich Grundsätzliches ändern. So ist es also kein Wunder, dass niemand diesen Job möchte. Es gibt keine Kandidat*innen, die bereitstehen, und auch keine andere Partei, die dieses Amt will. Alle Beteiligten sind dankbar dafür, nicht zuständig sein zu müssen. Also wird es keinen Rücktritt geben, denn niemand möchte sich die politische Karriere verbauen. Lorbeeren sind hier nun mal nicht zu gewinnen. Und so wird nichts besser und schon gar nicht gut.
Aber was weiß ich schon, ich bin ja nur ein Tor.