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Hochschulen in Sachsen-Anhalt

Studierende, Wissenschaftler*innen und Hochschulbeschäftigte brauchen vernünftige Rahmenbedingungen

Anfang September meldete sich Minister Willingmann in einer Pressemeldung auf den Seiten seines Ministeriums für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt mit folgender Aussage zu Wort:

Foto: Paul J. West / shutterstock

„Hochschulen, Universitätsklinika und Studentenwerke sollten seitens des Bundes als schützenswerte Infrastruktur anerkannt werden. Gerade nach dem in der Corona-Pandemie reduzierten Betrieb muss es hohe Priorität haben, dass Einrichtungen der Wissenschaft auch in Zeiten der Energiekrise offenbleiben und mit voller Kraft weiterarbeiten können.“

Damit sprach der Wissenschaftsminister gleich zwei der größten Herausforderungen an, die die Hochschulen in Sachsen-Anhalt im Wintersemester 2022/2023 zu meistern haben: Wie sollen sie auf eine mögliche Corona-Welle im Herbst reagieren und wie können Forschung und Lehre bei steigenden Energiekosten und Inflation aufrechterhalten werden?

Doch dies sind nicht die einzigen Unwägbarkeiten, die sich für die Studierenden, Lehrenden und Forschenden im Winter abzeichnen. So steigen die Lebenshaltungskosten immens, was gerade Studierende schmerzlich spüren. Das BAföG kompensiert dies jedoch schon lange nicht mehr und die letzte Novellierung in diesem Jahr hat insgesamt nur wenig gebracht. Doch auch die Arbeitsbedingungen der Lehrenden und Forschenden haben sich – noch verschärft durch Corona und durch die gegenwärtige Kürzungspolitik des Bundes – nicht zum Besseren gewandelt, was die Evaluation des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) eindrücklich zeigt, denn die Befristungspraxis hat sich auch nach der letzten Novellierung nicht verbessert. Zudem leiden die Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen sehr unter den Kürzungen der Bundesmittel bei BMBF-Forschungsprojekten und beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Zum Beispiel wurden Studien- und Promotionsstipendien für ausländische Forschende um 50 Prozent gekürzt.

Zu diesen allgemeinen Herausforderungen gesellen sich noch individuelle für die Hochschulen in Sachsen-Anhalt: Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) startet zwar erstmalig in ihrer Geschichte mit einer Rektorin ins neue Semester, doch die strukturellen Defizite und die verabschiedeten Kürzungen erbt sie vom letzten Rektorat. Wie sich unter diesen erschwerten Bedingungen qualitativ hochwertige Lehre und Forschung aufrechterhalten lassen, müssen die kommenden Wochen und Monate zeigen. Eine weitere und sehr dramatische Herausforderung stellt der Mangel an ausgebildeten Lehrkräften für die Schulen dar. Mit einer offiziellen Unterrichtsversorgung von 92 Prozent ist Sachsen-Anhalt nicht nur in Deutschland negativer Spitzenreiter, sondern startete zudem aus einer historisch einmaligen Mangelsituation ins neue Schuljahr. Auch hier sollen die Universitäten im Land ihren Beitrag leisten. Mit der erstmaligen Kapazitätserhöhung von 800 auf 1.000 Immatrikulationen im Lehramt an der Uni Halle wird versucht, gegenzusteuern.

Zudem startete neben den Seiteneinstiegskursen im Lehramt an Sekundarschulen und den weiterführenden Schulen in Halle und Magdeburg der erste Zertifikatskurs für Lehrkräfte im Seiteneinstieg für das Lehramt an Grundschulen an der Uni Halle. Mit 43 Teilnehmenden begann der Kurs in den Fächern Deutsch und Mathe am 1. September und wurde von der MLU in kürzester Zeit auf die Beine gestellt. Auch diese Aufgabe stellt die Universitäten vor Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. So gibt es beispielsweise noch immer absurde Einschränkungen hinsichtlich der Fächerkombinationen im Lehramt für die Allgemeinbildenden Schulen an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg.